Das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster verfügt mit seinen ausgedehnten Sammlungsbeständen aus der Hand des großen Spaniers über wahrhaftig genug Werke, die überbordende Lebensfreude feiern – bei der aktuellen Sonderschau aber nimmt man in Münster einmal die dunkle Seite des Lebens in den Blick. Aus einer Fülle von Leihgaben aus Hannover (Sammlung Sorst), Köln (Käthe Kollwitz Museum) und Oldenburg (Horst Janssen Museum) stellt „Boten der Nacht“ eindrückliche Arbeiten zusammen: Der Ausstellungsparcours führt uns zu den „Expressiven Avantgarden in Deutschland 1918–1968“. Der Expressionismus, das wird hier klar, ist nicht unbedingt nur eine kunsthistorische Strömung aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg herum, sondern eine ganz besondere Geisteshaltung oder Gestimmtheit, die aber besonders in gesellschaftlichen Krisenlagen an Prominenz gewinnt: Das Enddatum 1968 beleuchtet das.
Die Nachtseite der Seele, so könnte man all die Gefühle von Angst, Einsamkeit, Isolation, Trauer, Schmerz, die Erfahrung von Krieg und Flucht zusammenfassen, die in dieser deutschen Kunst- und Mentalitätsgeschichte in Druckgrafiken und Plastiken zum Ausdruck kommen. Die Münsteraner Schau beginnt ihre Erzählung mit den Gründervätern (denen sich ab und an auch eine -mutter beigesellt): Erich Heckel, Karl Schmitt-Rottluff, Ernst Barlach, Otto Dix, Käthe Kollwitz, Jeanne Mammen, Gerhard Marcks. HAP Grieshaber und Horst Janssen erweisen sich als beredte Nachfolger.
Boten der Nacht. Expressive Avantgarden in Deutschland 1918-1968
1.10.2022 – 22.1.2023
Kunstmuseum Pablo Picasso Münster
Picassoplatz 1
48143 Münster
Telefon: +49 (02 51) 4 14 47-10
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 8 €
www.kunstmuseum-picasso-muenster.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunstmuseum Pablo Picasso Münster
Erstveröffentlichung in kunst:art 88