Man kann Machtverhältnisse, Zwänge, Bevormundungen mit flammender Rhetorik anklagen – oder man kann sie in der Leidenschaftslosigkeit und Kälte einer quasi naturwissenschaftlichen Versuchsanordnung wortlos demonstrieren. Und genau dies ist der künstlerische Ansatz von Rosemarie Trockel. Der 1952 geborenen Künstlerin, die heute sicher zu den weltweit bekanntesten deutschen Künstlern überhaupt gehört, richtet das Frankfurter MMK eine umfangreiche Einzelschau aus, die Werke aus allen Schaffensphasen zusammenbringt. Von Werken aus den 70er-Jahren bis hin zu neuen, eigens für das MMK realisierten spannt sich der Bogen und gerade bei der Vielfalt der eingesetzten Medien Malerei, Zeichnung, Objekt, Fotografie, Video, Rauminstallation oder auch Geruch wird der gemeinsame Nenner deutlich: Trockel interessiert sich für gesellschaftliche Strukturen und politische Ordnungen. Oder auch für hochabstrakte philosophische Fragen, wie beispielsweise die nach dem Wesen der Zeit: Kein Wunder, die Künstlerin studierte einmal Anthropologie, Mathematik, Theologie und Soziologie! Kuratorin Susanne Pfeiffer betont zu Recht, dass Trockel – bis 2016 hatte sie eine Professur in Düsseldorf inne – auch gesamtgesellschaftlich gesehen Pionierarbeit geleistet habe, indem sie immer wieder die Rolle der Frauen untersuchte: Strickarbeiten und Küchenherde verwiesen in den 80ern und 90ern so ernsthaft wie zugleich ironisch auf altbekannte Rollenzuschreibungen.
Rosemarie Trockel
bis zum 18.6.2023
Museum für Moderne Kunst Frankfurt
Domstr. 10
D-60311 Frankfurt am Main
Tel.: +49-69-21230447
Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 19 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 6 €
www.mmk.art
Text: Dieter Begemann
Bild: Museum für Moderne Kunst Frankfurt
Erstveröffentlichung in kunst:art 90