Größer ist besser

1.11.2023 – 25.2.2024 | Albertina

„Ich fordere Freiheit und das Recht auf Selbstentfaltung, das Recht eines jeden Individuums, Schönes und Sinnvolles zu tun.“ Die Worte der Friedensaktivistin Emma Goldman (1869–1940) könnten von der fast hundert Jahre später geborenen Malerin Katharina Grosse stammen, erinnern sie doch an ihren eigenen Kampfruf, der sich gegen die von Männern dominierten Institutionen richtet, die Künstlerinnen den Zugang zu größeren, prestigeträchtigeren Ausstellungsorten verwehren.

Allein schon deshalb ist die Entscheidung der Albertina-Chefkuratorin (und Direktorin der „Albertina Modern“) Angela Stief, die Pfeilerhalle der Albertina bedingungslos der künstlerischen Vision und dem Willen der „Frau mit der Spritzpistole“ zu überlassen, zu begrüßen. Zusammen mit ihrem Team hat Grosse den traditionsträchtigen Ort fast unkenntlich gemacht. Jede Oberfläche wurde in strahlendes Weiß getaucht. Die Räume selbst sind ihre Leinwände, die weiße Farbe überall die Grundierung. Dazu kommt eine intensive, fast unerträglich helle weiße Beleuchtung, die an eine Verhörzelle erinnert. Katharina Grosse hat ihr Revier abgesteckt und vorbereitet. Jetzt steht sie im Mittelpunkt.

Die Malerin attackiert den Raum mit ihren wilden gesprühten Farbbändern, die über die an den Wänden aufgespannten Stoff und Folien hinausgehen und gnadenlos auf Decke, Boden und Wände treffen. Die Szene hat etwas Forensisches, als würden die Spuren einer farbenfrohen Schlacht aufgedeckt. Als visueller Höhepunkt der Ausstellung erwartet die Besuchenden eine 430 Kilo schwere Überraschung, die mehr Geheimnisse birgt, als sie preisgibt. Katharina Grosse kam in die Albertina, sah und siegte.

Katharina Grosse. Warum Drei Töne Kein Dreieck Bilden
1.11.2023 – 25.2.2024
Albertina
Albertinaplatz 1
A-1010 Wien
Tel.: +43-1-534830
Täglich 10 – 18 Uhr, Mi + Fr 10 – 21 Uhr
Eintritt: 18,90 €, erm. 14,90 €
www.albertina.at

Text: Dr. Renée Gadsden
Bild: Albertina
Erstveröffentlichung in kunst:art 94