Opulente Sinnlichkeit

18.11.2023 – 25.2.2024 | Städtische Galerie

Meier-Graefe, der große Kunstschriftsteller der Weimarer Republik, nannte ihn einen Dichter und Minnesänger. Paul Kleinschmidts Bilder seien Hymnen der Malerei – ob im Figurenbild, den Stillleben oder den Landschaften. Diesen malerischen Lobgesängen widmet sich nun die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen in einer glanzvollen Retrospektive. Paul Kleinschmidt (1883–1949), Sohn eines Theaterdirektors und einer Schauspielerin, war kein Moralist. In den 1920er-Jahren entwickelte er sich zum Maler der Berliner Varietés, Theater und Kaffeehäuser und damit des ausschweifenden Großstadtlebens. Seine Frauen sind moderne Monumente der Weiblichkeit. Ihnen setzt Kleinschmidt erotische Accessoires, opulente Büffets und Tortenschwelgereien zur Seite. Seine sinnlich fülligen Frauenfiguren (als Modell diente meistens seine Frau Margarethe) hat er mit Würde und Glanz dargestellt. Prall und lebensfroh zeigen sie sich wie in dem Gemälde „Frau mit Konfekt“ (1936).

Vor einer 1932 gemalten „Bardame“ türmen sich Berge von Köstlichkeiten. Kleinschmidts primäres malerisches Interesse zeigt sich besonders darin, dass er seine Gemälde in einem zwischen Realismus, Expressionismus und Neuer Sachlichkeit angesiedelten Stil ganz aus der Farbe heraus entwickelt, die Dinglichkeit als pastos aufgetragene Farbe unmittelbar körperlich fixiert. Bislang weniger bekannt sind seine in der Ausstellung gezeigten Landschaften, in denen er Eindrücke von Reisen nach Süddeutschland, Südfrankreich und New York wiedergibt.

Paul Kleinschmidt. Hymnen der Malerei
18.11.2023 – 25.2.2024
Städtische Galerie
Hauptstr. 60 – 64
D-74321 Bietigheim-Bissingen
Tel.: +49-7142-74483
Di – Fr 14 – 18 Uhr, Do 14 – 20 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Eintritt ?
galerie.bietigheim-bissingen.de

Text: Stefan Simon
Bild: Städtische Galerie
Erstveröffentlichung in kunst:art 94