Storytelling mit Spitzweg und Chagall

1.10.2023 – 2.6.2024 | Stadtmuseum Simeonstift Trier

Unbekannter Künstler, Mumienporträt, 1. Viertel 2. Jh., Enkaustik auf Holztafel, Inv. Nr. 293

Interaktive Ausstellung „Tell me more“ im Stadtmuseum Simeonstift Trier

Die Malerei – ein Buch mit sieben Siegeln? Nicht nur in großen Sammlungen, auch in kleineren Häusern fällt der Zugang zur Kunst oft schwer. Viele Besucher wandern von Werk zu Werk und entwickeln das Gefühl, hinterher wenig mitgenommen oder verstanden zu haben. Biblische Themen, mythologische Darstellungen, Abstraktion? Oft kaum zu entschlüsseln! Saal- und Bildtexte sowie Audioguides helfen, doch manchmal bleibt auch da die Wahrnehmung an der Oberfläche.

Mit der großen Sonderschau „Tell me more – Bilder erzählen Geschichten“ möchte das Stadtmuseum Simeonstift in Trier nun Abhilfe schaffen. Hier tritt das Publikum interaktiv mit 100 Gemälden der Sammlung in Dialog. Und macht sich selbst nicht nur mit Inhalt und Stil vertraut, sondern mit weiteren Bedeutungsebenen, die für das jeweilige Werk relevant sind. Zu sehen sind Bilder, die von der Antike bis in die Gegenwart reichen und oft einen stadtgeschichtlichen Bezug haben. Aber auch bedeutende überregionale Positionen und Namen wie Spitzweg, Liebermann und Chagall gibt es zu entdecken.

In der Atmosphäre eines Museumsdepots, das durch weiße Gitterwände und Arbeitstische nachempfunden wird, fügen sich Historienbilder, Porträts, Landschaften, Genreszenen, Stillleben und abstrakte Malerei, in Gruppen unterteilt, jeweils zu einer Petersburger Hängung zusammen. Innerhalb der Gattungen herrscht wiederum eine chronologische Ordnung, sodass man stilistische Entwicklungen nachvollziehen kann.

Die Stilgeschichte ist dann auch schon eine der „Erzählungen“, um die es hier geht. Ihr kann man mithilfe der Farbe Rot durch die ganze Ausstellung folgen. Genauso wie den orangefarbenen „Zeitgeschichten“ und gelben „Stadtgeschichten“, die sich auf den historischen Kontext beziehen. Oder den „Künstler“- und „Entstehungsgeschichten“, die Auskunft über die Vita und die Arbeitsweise der Malerinnen und Maler geben. Nicht zu vergessen die „Bildergeschichten“, die Näheres zur Deutung des Inhalts verraten. Zu finden sind die Informationen dann etwa bei den Arbeitstischen, zum Beispiel in Form von „Registrierkarten“, die im Museum üblicherweise für die Sammlung angelegt werden.

„Wir möchten mit der Neugier der Besucher arbeiten, möchten sie dazu auffordern, selbst kunsthistorisch zu forschen“, erklärt Alexandra Orth vom Stadtmuseum Simeonstift, die die Ausstellung zusammen mit ihrer Kollegin Dorothée Henschel kuratiert hat. Und so kann man sich dann bei den Stillleben intensiv in die „Sprache der Dinge“ vertiefen oder bei den Landschaften mit „Geschichten im Grünen“ befassen.

Erweitert wird das Ganze durch jüngere Arbeiten aus dem Bereich digitaler Malerei, Performance und Installation. Auch für die „Erzählungen“ der Gegenwart, für die Macht von Zeichen und Inhalten in der aktuellen, medialen Bilderflut möchte die Ausstellung sensibilisieren.

Tell Me More. Bilder erzählen Geschichten
1.10.2023 – 2.6.2024
Stadtmuseum Simeonstift Trier
Simeonstr. 60
D-54290 Trier
Tel.: +49-651-7182451
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 5,50 €, erm. 4 €
www.museum-trier.de

Text: Dr. Julia Behrens
Bild: Stadtmuseum Simeonstrift Trier
Erstveröffentlichung in kunst:art 94