
Gemeinschaftsausstellung in Homburg und Frankfurt
Einst galten Wälder als düstere Schreckensorte, die von den meisten gemieden wurden. Zu groß war die Gefahr, sich zu verirren oder überfallen zu werden. Mit der Früh-Industrialisierung begann sich diese Sichtweise aber allmählich zu wandeln. Durch die Industrialisierung begann eine verstärkte Urbanisierung und die Menschen sehnten sich nach der unberührten Natur, die nun ferner war und immer stärker dem Ressourcenbedarf zum Opfer fiel. So wurde der Wald zu einem romantisierten Rückzugsort und galt als Gegenbild der zunehmend wachsenden Städte.
Dadurch entstand eine Sehnsucht, sowohl in der Bevölkerung als auch in der Kunst, welche während der Romantik den Wald wieder zum zentralen Thema machte. Auch die Darstellung des Waldes in der Kunst veränderte sich: In früheren Epochen war der Wald meist ein rein dekoratives Motiv, welches keine tiefgreifende Bedeutung hatte oder nur Teil eines Werkes war. In der Romantik wurde der Wald zu einem Motiv voller Emotionen und Spiritualität, es sollte das Gefühl des Erhabenen vermittelt werden.
Während der Romantik kam auch erstmals ein ökologisches Bewusstsein auf, wodurch der Wald als etwas Lebendiges gesehen wurde. Es begann ein einfaches Verständnis der Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Organismen im Wald. Die spirituelle Beziehung zum Wald wurde populärer, wodurch sich vermehrt für dessen Schutz und Erhalt eingesetzt wurde.
Heute steht der Wald aufgrund der Gefährdung durch die Klimakrise wie zuzeiten der Industrialisierung erneut im Fokus der Öffentlichkeit. Das Museum Sinclair-Haus möchte vor diesem Hintergrund in der Ausstellung „Wälder. Von der Romantik in die Zukunft“ auf die Bedeutung des Waldes aufmerksam machen und lädt dazu ein, Verbindungen zwischen der romantischen und der aktuellen Sichtweise auf den Wald zu erkunden.
Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit von drei Museen entstanden, wobei in allen je ein Teil der transdisziplinären Ausstellung stattfindet. Neben dem Museum Sinclair-Haus sind in Frankfurt das Deutsche Romantik-Museum und das Senckenberg Naturmuseum beteiligt, wo es unter anderem um den Waldumbau, digitale Modellierung zukünftiger Wälder und die Wälder des globalen Südens geht. Die Besucher können so auf eine dreiteilige interdisziplinäre Entdeckungsreise gehen und die Wälder der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erkunden.
Im Museum Sinclair-Haus findet ein Dialog zwischen zeitgenössischer Kunst und Werken der Romantik statt, wobei eine Brücke zwischen Wissenschaft und Kunst entsteht, da die zeitgenössischen Werke teilweise auf Kenntnissen aus der Forschung basieren.
Gezeigt werden unter anderem Werke des deutschen Landschaftsmalers Carl Blechen, welcher
für seinen beeindruckenden Umgang mit Licht und Schatten und die dynamische Wirkung, die dadurch entsteht, bekannt ist. Außerdem werden Werke von Thomas Struth, Julius von Bismarck und vielen weiteren renommierten Künstlern gezeigt.
Jonas Gerwens lebt in Köln und schreibt freiberuflich für kunst:art.
Wälder. Von der Romantik in die Zukunft
16.3. – 11.8.2024
Museum Sinclair-Haus
Löwengasse 15
D-61348 Bad Homburg v.d.H.
Tel.: +49-6172-5950500
Di – Fr 14 – 19 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.museum-sinclair-haus.de
Wälder. Von der Romantik in die Zukunft
16.3. – 11.8.2024
Deutsches Romantik-Museum
Großer Hirschgraben 21
D-60311 Frankfurt am Main
Tel.: +49-69-138800
Täglich 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 3 – 6 €
www.deutsches-romantik-museum.de
Wälder. Von der Romantik in die Zukunft
16.3. – 11.8.2024
Senckenberg Naturmuseum Frankfurt
Senckenberganlage 25
D-60325 Frankfurt
Tel.: +49-69-75420
Täglich 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 17 Uhr, Sa + So 9 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 6 €
museumfrankfurt.senckenberg.de
Text: Jonas Gerwens
Bild: Museum Sinclair-Haus
Erstveröffentlichung in kunst:art 96