Retrospektive im Museum Gugging

12.4. – 18.8.2024 | Museum Gugging

Else Blankenhorn, o.T., o.J.

Sehnsucht und Schönheit

„Es gibt kein Tor, kein Schloss, keinen Riegel, den man vor die Freiheit meines Geistes setzen kann“: Diese Worte stammen aus der Feder von Else Blankenhorns Zeitgenossin, der Schriftstellerin Virginia Woolf (1882–1941), und sind eine treffende Beschreibung dessen, was Blankenhorn (1873–1920) uns durch ihr Leben zeigen kann. Zum ersten Mal wird in Österreich eine große Ausstellung mit Exponaten der Künstlerin aus der Heidelberger Sammlung Prinzhorn gezeigt.

Zu zeichnen und zu malen begann die Künstlerin 1908 im Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen am Bodensee. Dort verbrachte sie die größte Zeit ihres erwachsenen Lebens. Blankenhorn wuchs in einer großbürgerlichen Familie in Karlsruhe und Müllheim bei Baden auf und war mit Wissenschaft, Kunst und Kultur vertraut. Daher ist es schlüssig, dass sich in ihrem Schaffen ihre Kenntnis des Symbolismus, des Expressionismus und eine reiche Vielfalt kultureller Einflüsse erkennen lassen. Schon sehr früh entwickelte die Autodidaktin Blankenhorn eine lebendige und kraftvolle Bildsprache, die sich durch intensive Farbgebung auszeichnet.

Es ist lückenlos dokumentiert, dass der Direktor des Sanatoriums (Dr. Ludwig Binswanger) einige von Blankenhorns Werken gegen ihren Willen einem anderen Patienten, Ernst Ludwig Kirchner, zu dessen Studium zur Verfügung stellte. Der Maler fotografierte ihre Werke und schrieb auch für sich selbst über sie. Kirchner wurde später zu Recht als einer der großen Künstler des frühen 20. Jahrhunderts anerkannt, während Else Blankenhorn einsam und weitgehend vergessen in der Heilanstalt Reichenau starb.

Else Blankenhorn
12.4. – 18.8.2024
Museum Gugging
Am Campus 2
A-3400 Maria Gugging
Tel.: +43-2243-87087
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 9 €, erm. 8 €
www.museumgugging.at

Text: Dr. Renée Gadsden
Bild: Museum Gugging
Erstveröffentlichung in kunst:art 96