Anwesenheit der Abwesenden
Kunst ist immer politisch. Das liegt in der Natur des Menschseins. Und es gibt auch engagierte politische Kunst, in deren Kontext man auf den ersten Blick auch Achim Riethmanns bildnerische Kommentare der Zeitläufte allzu gerne verorten würde. Was könnten die „Soldaten, Polizisten, Gasmasken“ und die Bilder zum Thema „Lützerath“ auch anderes sein? Gewiss, wenn etwas geräumt wird, dann geht es nicht immer gewaltfrei zu. Aber dem 1979 in London geborenen und nun in Berlin lebenden Künstler geht es in seinen figurativen, akkurat ausgearbeiteten Aquarellen – alleine das ist schon ein wunderbares Alleinstellungsmerkmal – um etwas anderes. Leiko Ikemura beschreibt das Schaffen ihres ehemaligen Meisterschülers treffend: „… im Zentrum seiner Arbeit steht die Identifizierung des Einzelnen in einer westlich geprägten, immer globaleren Gesellschaft und den gleichzeitigen Sehnsüchten und Phantasien des Individuums selbst.”
Globale, gesellschaftliche und private Ausnahmesituationen, die Riethmann in den allgemein zugänglichen medialen Quellen findet, bilden den thematischen Ausgangspunkt. Die Vorlagen setzt er jedoch nicht als Ganzes, sondern als ausgeschnittenes, oftmals unvollständiges Fragment um. Ohne räumlichen oder kontextuellen Hintergrund erscheinen die Helme, roten Augen und emporgereckten Fäuste isoliert vor monochrom braunem Fond. Gerade das Fehlen weiterer inhaltlicher Bildelemente schafft Raum für Reflexion und eröffnet die Möglichkeit für eigene spannungsreiche Assoziationen.
Achim Riethmann. Absence
7.6. – 5.7.2024
Evelyn Drewes Galerie
Brandshofer Deich 52
D-20539 Hamburg
Tel.: +49-151-11536222
Mi – Fr 12 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.evelyndrewes.de
Text: Stefan Simon
Bild: Evelyn Drewes Galerie
Erstveröffentlichung in kunst:art 97