
Neudefinition
Seit 50 Jahren wurde noch nie so wenig gearbeitet wie heute. Fragt man die junge Generation, wer den Wohlstand sichern soll, so lautet die Antwort: Die anderen. Doch wer sollen die Anderen sein? Weniger arbeiten bei vollem Lohnausgleich lautet die Forderung. Vier Tage die Woche schuften und mehr Zeit zum Leben haben. Die Nachkriegsgeneration, so sagt man, war belastbar, die jetzige sei es nicht. Die Jugend wird nicht in die Pflicht genommen, für die Erhaltung des Wohlstandes zu sorgen, denn der sei für sie selbstverständlich.
Das Kunsthaus Graz zeigt eine Bandbreite zum Thema Arbeit auf, die höchst bemerkenswert ist. Da wäre zum einen die Frage, wie sich die Arbeitswelt verändert hat. Mit der Industrialisierung wurden in den Städten Menschen zum Arbeiten in den Fabriken gebraucht. Gewerkschaften entstanden, um schlechte Arbeitsbedingungen und miserable Bezahlung zu verbessern. Eines hat sich bis heute nicht verändert: Frauen werden im Job auch jetzt noch schlechter bezahlt als Männer. Gewandelt hat sich mit dem Streben nach Wohlstand die Einstellung zur Arbeit. Sie ist Mittel zum Zweck geworden, konsumieren zu können. Mit der Digitalisierung in allen Lebensbereichen und der schrittweisen Einführung von Künstlicher Intelligenz wird sich die Berufswelt erneut wandeln. Macht sich der Mensch damit vielleicht selber überflüssig auf dem Arbeitsmarkt, der dann von Maschinen übernommen werden könnte? Das Thema Arbeit wird uns noch lange beschäftigen, das nimmt man aus der spannenden Ausstellung mit.
24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung
1.5.2024 – 19.1.2025
Kunsthaus Graz
Lendkai 1
A-8020 Graz
Tel.: +43-316-80179200
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 5,50 €
www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz
Text: Nadja Naumann
Bild: Kunsthaus Graz
Erstveröffentlichung in kunst:art 97