Das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr öffnet nach mehrjähriger Schließung

25.5.2024 – 12.1.2025 | Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr

Alexej von Jawlensky, Infantin, 1912

Die Kraft der drei Herzen

Sechs Jahre hat die technische Sanierung des Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr gedauert: Eine für die Region wichtige Investition, die entscheidend dazu beigetragen hat, das kulturelle und museale Erbe zu erhalten. Überdies setzte das Vorhaben auch ein wichtiges Zeichen für den Stellenwert der Kunst und Ausstellungstätigkeit in der Region. Mit dem so reanimierten imposanten Gebäude der Alten Post in Mülheim ist nun die breite Öffentlichkeit neben den Kunstliebhabern eingeladen, einen umfassenden Einblick in die drei seit den Umbaujahren verborgenen und geschützten Herzkammern des Kunstmuseums zu nehmen: „Im Herzen wild“ heißt die Doppelausstellung, welche unter der neuen Leiterin Dr. Stefanie Kreuzer nicht nur die Schätze der drei hier verorteten Sammlungen präsentieren will, sondern auch auf die Entwicklung des wohl ältesten Kunstmuseums im Ruhrgebiet durch die Zeitenwenden des 20. Jahrhunderts eingehen wird.

In der Städtischen Sammlung treten dabei prominent die mit ihrem Leben und Werk mit Mülheim verbundenen Künstler wie Otto Pankok oder Werner Gilles und Heinrich Siepmann auf. Jedoch ist diese Sammlung auch durch die zeitgeschichtlichen Umbrüche der Vor- und Kriegsjahre geprägt: Die während der Zeit der Nationalsozialisten als „entartet“ diffamierten Kunstwerke wurden entnommen. Nur noch einzelne von Karl Hofer und Emil Nolde fanden den Weg zurück in die Sammlung – ein Anknüpfungspunkt für den Fortbestand der Sammlung, die mit Meisterwerken von Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner oder Paul Klee ergänzt werden konnte.

Wesentlich für die Relevanz der Institution war aber auch die Erweiterung durch die Sammlung des Chemikers und Nobelpreisträgers Karl Ziegler und seiner Frau: So fanden Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von Künstlern aus dem Umfeld der Brücke, des Bauhaus(es) und des Blauen Reiters im Kunstmuseum einen der breiten Öffentlichkeit gewidmeten Ort. Dieses Dreigestirn „Brücke – Bauhaus – Blauer Reiter“ spielt auch bei der Wiedereröffnung eine zentrale Rolle. Wobei spannende Konstellationen auch aus der Grafischen Sammlung weiter in die Kunstgeschichte verweisen. Darunter etwa politische Aktionsplakate von Joseph Beuys, die nicht nur ein gesellschaftliches Klima jener Zeit widerspiegeln, sondern auch kommende Künstlergenerationen beeinflussten. So laden nicht zuletzt auch Werke zeitgenössischer Künstler zu einer Auseinandersetzung in den beiden großen Ausstellungshallen im obersten Geschoss des Kunstmuseums ein: darunter installative Arbeiten von Katrin Ströbel, Peter Könitz und Eberhard Ross.

Einen Blick zurück auf allen Anfang der Sammlung können die Besucher schließlich im Erdgeschoss der Alten Post werfen: Das größtenteils im Krieg verlorene Kunstkabinett bestehend aus alten Urkunden, Porzellan, Schmuck und 150 Gemälden mag sich hier in dem kulturell aufnehmenden Blick von Heinrich Zille als Zeitgenossen spiegeln, der als Chronist der gesellschaftlichen Alltagskultur im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert diese Alltagskultur in seinen Handzeichnungen festhielt.

Die Journalistin Karolina Wróbel ist sowohl in der Hochkultur, als auch in der Berliner Lokalszene zu Hause.

Im Herzen wild. Brücke, Bauhaus, Blauer Reiter
25.5.2024 – 12.1.2025
Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
Synagogenplatz 1
D-45468 Mülheim an der Ruhr
Tel.: +49-208-4554171
kultur.muelheim-ruhr.de/kunstmuseum

Text: Karolina Wróbel
Bild: Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
Erstveröffentlichung in kunst:art 97