Heilende Kunst im Museum für Kunst und Technik in Baden-Baden

4.5.2024 – 12.1.2025 | Museum LA8

Hermann Hesse, Nr. 77, 1924

Traum vom Leben ohne Zwang

Es ist heute kaum noch vorstellbar, wie zugeknöpft Europa um 1900 war: Frauen steckten nicht nur in hochgeschlossenen Kleidern, sondern auch in rigiden gesellschaftlichen Korsetts. Der Lebenslauf der Männer war ebenfalls vorgezeichnet und fand oft in normierter Kleidung Ausdruck. Kein Wunder also, dass es um die Jahrhundertwende gleich mehrere Reformbewegungen gab, deren Mitglieder diese biografischen wie textilen Zwänge radikal abstreiften; darunter viele Künstlerinnen und Künstler, die sich Inspiration und mentale Gesundheit durch ein naturnahes, regelbefreites Dasein versprachen. Jetzt versammelt das Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts (Museum LA8) in der Ausstellung „Heilende Kunst. Wege zu einem besseren Leben“ zahlreiche Exponate und Fotos von wichtigen Schauplätzen, Akteurinnen und Akteuren dieser Zeit. Da gab es zum Beispiel am Monte Verità in Ascona ein alternatives Sanatorium und Künstlerkolonie in einem, das willige Aussteiger aus ganz Europa anzog: Man bewegte sich nackt durch die Landschaft, betrieb Gemüseanbau, ernährte sich vegetarisch und begab sich auf spirituelle Sinnsuche.

Dass Esoterik im Laufe des 20. Jahrhunderts immer wieder besondere Kunst hervorbrachte, beweisen in Baden-Baden Werke von Emma Kunz, Rudolf Steiner und Joseph Beuys. Und wie groß die therapeutische Wirkung des eigenen Schaffens sein konnte, zeigen Positionen von Hermann Hesse und Frida Kahlo, aber auch Arbeiten von Psychiatriepatienten wie Else Blankenhorn oder Karl Genzel.

Heilende Kunst. Wege zu einem besseren Leben
4.5.2024 – 12.1.2025
Museum LA8
Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts
Lichtentaler Allee 8
D-76530 Baden-Baden
Tel.: +49-7221-9954586
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 9 €, erm. 7 €
la8.de

Text: Dr. Julia Behrens
Bild: Museum LA8
Erstveröffentlichung in kunst:art 97