
Das Matriarchat
Die Ungeziefer machen es vor, wie geschlechter- und gattungsübergreifende Solidarität funktionieren
könnte. Naomi Rincón-Gallardo prangert in ihrem experimentellen Kurzfilm „Sonnet of Vermin“, der
dokumentarischen Realismus mit mittelamerikanischen Mythen vereint, die alltäglich erlebte
Ungerechtigkeit im Patriarchat an. Willkommen in der thematischen Gruppenausstellung „Matriarchat“,
die nun im Taxispalais nach Alternativen zu den tradierten Formen patriarchaler Ausbeutung sucht. „Wir
wollen Utopien entwickeln, ohne dabei Gefahr zu laufen, sie zu romantisieren“, sagt Taxispalais-Leiterin
und Kuratorin Nina Tabassomi. Wie können nun Unterdrückungs- und Ausschlussformen überwunden
werden?
Die Geschichte des Patriarchats und des Kapitalismus gehen schließlich einher mit der Herrschaft der
Söhne. Ramesch Daha, Vincent Entekhabi, Kim Hyesoon, Jumana Manna, Alex Martinis Roe und Naomi
Rincón-Gallardo rütteln heftig mit den verschiedensten künstlerischen Medien, mit Sprachbildern und
Videos am System des Patriarchats, seinen kapitalistischen Logiken und rücksichtslosen Strategien zur
Machterhaltung. Doch das Matriarchat kehrt die Machtverhältnisse nicht einfach um. Es geht vielmehr
darum, Gesellschaft neu und anders zu denken. Dafür muss die Vergangenheit und Gegenwart
aufgearbeitet werden. So zeichnet die Künstlerin Ramesch Daha in der Arbeit „Unlimited History“ anhand
des Tagebuchs ihrer Großmutter, die 1982 aus dem Iran flüchtete, intermedial deren Leidensgeschichte
nach.
Trilogie der Töchter. Kapitel I: Matriarchat
bis zum 18.8.2024
Taxispalais Kunsthalle Tirol
Maria-Theresien-Str. 45
A-6020 Innsbruck
Tel.: +43-512-59489401
Di – So 11 – 18, Do 11 – 20 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.taxispalais.art
Text: Stefan Simon
Bild: Taxispalais Kunsthalle Tirol
Erstveröffentichung in kunst:art 98