Barry le Va im Kunstmuseum Liechtenstein

26.04. - 29.09.2024 | Kunstmuseum Liechtenstein

Barry Le Va, Cleaved Wall, 1969/1970 (Detail)

Ein Erneuerer der Skulptur

Aus der Wand ragt ein Metallrohr. Fünf Einschusslöcher umgeben es. Die mäandrierende Linie aus
zerbrochenem Glas auf dem Boden beginnt in einem Abstand von der Wand, der der Länge des Rohres
entspricht. Der Fluss des Glases endet, wenn das Rohr aus der Ferne nur noch als Punkt an der Wand
wahrgenommen wird. Die Arbeit „Shots from the End of a Glass Line“ (1969–70), zeigt anschaulich die
künstlerische Strategie des Bildhauers und Zeichners Barry Le Va (1941–2021). Barry Le Vas
Installationen sind mit Bedacht und nach genauem Plan ausgeführt, lassen aber zugleich den Zufall, das
Chaos und die Ordnung zu werkbestimmenden Elementen werden. Gleich dreimal wurde er nach Kassel
zur Documenta eingeladen, nun zeigt das Kunstmuseum Liechtenstein die erste Retrospektive nach dem
Tod des Künstlers Barry Le Va, der als Erneuerer der Skulptur in der Kunst nach 1960 gilt.

Seinen Arbeiten lag ein vor allem architektonisches und mathematisches Denken zugrunde, anknüpfend
an die Schriften des Architekten Frank Lloyd Wright. Die ephemere Struktur und Farbigkeit von Le Vas
frühen, Fluxus nahestehenden Filz-Glas- und Öl-Environments reflektierte immer auch die ästhetischen
Aspekte des Malerischen – etwa im Blick auf die Gemälde Jackson Pollocks. In seinem multidisziplinären
Werk, das in seinen Anfängen der Prozesskunst zugerechnet wird, erweiterte Barry Le Va den
Skulpturbegriff, indem er die Geschlossenheit der Form aufbrach und die Dimension der Veränderung
und Instabilität in sein Werk integrierte.

Barry Le Va. In a State of Flux
bis zum 29.9.2024
Kunstmuseum Liechtenstein
Städtle 32
Li-9490 Vaduz
Tel.: +423-235-0300
Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 15 CHF, erm. 10 CHF
www.kunstmuseum.li

Text: Stefan Simon
Bild: Kunstmuseum Liechtenstein
Erstveröffentlichung in kunst:art 98