Tenzin Phuntsog im Edith-Russ-Haus

7.9. – 27.10.2024 I Edith-Russ-Haus

Tenzin Phuntsog, Gyatso, film still, 2024

Ozean zwischen Tibet und San Francisco

Die programmatische Ausrichtung auf Medienkunst ist im Nordwesten das Alleinstellungsmerkmal des Oldenburger Edith-Russ-Hauses: Das „Haus für Kunst im Übergang ins neue Jahrtausend“, wie es etwas pathetisch im Jahr 2000 die Gründungsurkunde der Stiftung einer vormaligen Oldenburger Lehrerin formulierte (deren Rolle im Nationalsozialismus unlängst in den kritischen Blick geriet), sollte all den Entwicklungen ein Forum bieten, die die neusten technischen Mittel für eine Erweiterung der künstlerischen Möglichkeiten nutzen. Technologie, Kunst und Gesellschaft waren (und werden) als interdependente Faktoren gedacht.

Die internationale Ausrichtung war von Beginn an für das Programm des Edith-Russ-Hauses für Medienkunst zentral. Tenzin Phuntsog setzt diese Perspektive fort: Der tibetisch-amerikanische Künstler und Filmemacher gehört zur ersten Generation tibetischer Exilanten, die im Ausland geboren wurden und daher die Heimat der Eltern nur aus Erzählungen und Bildern kennt. „Gyatso“, der Titel seiner Oldenburger Schau, meint im Tibetischen die „Vorstellung von Weite und Tiefe“, die mit dem Ozean verbunden ist. Und der blieb als physisches Phänomen vom traditionellen Tibet aus naturgemäß nur imaginäre Größe, war aber als Metapher in spirituellen Texten wichtig. Tenzin Phuntsog, der heute in San Francisco lebt, erhielt im Vorjahr eines der Stipendien für Medienkunst, die die Stiftung Niedersachsen im Haus für Medienkunst auslobt.

Tenzin Phuntsog. Im Pulverturm: Gyatso
7.9. – 27.10.2024
Edith-Russ-Haus
Katharinenstr. 23
D-26121 Oldenburg
Tel.: +49-441-2353208
Di – Fr 14 – 18 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 2,50 €, erm. 1,50 €
www.edith-russ-haus.de

Text: Dieter Begemann
Bild: Edith-Russ-Haus
Erstveröffentlichung in kunst:art 99

Über Dieter Begemann 298 Artikel
Begemanns Blog: Sternschnuppen An dieser Stelle soll es um ästhetische Sternschnuppen gehen und, wie es die Schnuppen so machen, sollen sie hin und her zischen auf manchmal verblüffenden Kursen – kreuz und quer! Ich konnte (und musste zum Glück mich auch nie) entscheiden zwischen praktisch-bildkünstlerischen und theoretischen Interessen: Ich liebe Malerei und Bildhauerei, begeistere mich für Literatur, bin ein Liebhaber von Baukunst und Design –aber meine absolute Leidenschaft gehört der Gestaltung von Gärten und Autos. Und, eh ich’s vergesse: natürlich dem Film!!