Der Raum und das Licht
Ist das jetzt Architekturmalerei? Man könnte es fast meinen, sind doch Elemente aus dem Wortschatz der Baukunst hier die wesentlichen Bildbestandteile: Fußböden, Stirnwände, Seitenwände, Korridore, Schächte, Türen, Fensteröffnungen. Die Kölner Galerie Christian Lethert zeigt jedoch in ihrer Soloschau mit Szelit Cheung einen Künstler, der diese Elemente zwar ausgiebig nutzt, mit seiner Malerei aber doch ganz etwas anderes erzählt. Was? Der in Hongkong und Melbourne lebende Künstler (* 1988) ist vielseitig tätig, er malt, zeichnet und fotografiert – und dabei umkreist er stets das, was fehlt. „The void“, die Leere, ist sein eigentliches Sujet; das Vakuum, das sich in den minimalistisch angedeuteten Raumsituationen unsichtbar ausbreitet. Der Leer-Raum ist Bühne für das Licht, das mit fast materieller Dichte aus unsichtbarer Quelle einfällt.
Seinen Studien über Raum und Licht, die er bei Lethert zeigt, hat Szelit Cheung den Obertitel „Mado“ gegeben, ein japanisches Wort, das „Fenster“ bezeichnet. Diese öffnen jedoch so gut wie nie den Blick ins Freie, es sind nur Einfallöffnungen für den Hauptakteur, das Licht. Der Künstler bereitet seine Gemälde – Ölfarben auf Holz – akribisch vor mithilfe von Modellen, anhand derer er den Lichteinfall studiert. Ein wichtiger Faktor ist das Format; zuweilen nur handtellergroß, erfordern die Werke eine fast meditative Versenkung vom Betrachter: Dunkelheit und Licht, Raum und Farbe – und wenn man achtgibt, spürt man zuweilen auch die Zeit.
Szelit Cheung
bis zum 17.1.2025
Galerie Christian Lethert
Antwerpener Str. 52
D-50672 Köln
Tel.: +49-221-3560590
Mi – Fr 14 – 18 Uhr, Sa 10 – 15 Uhr
Eintritt frei
www.christianlethert.com
Text: Dieter Begemann
Bild: Galerie Christian Lethert
Erstveröffentlichung in kunst:art 100