
Archetypische Weiblichkeit
Diachrone Bezüge zwischen Medien und Bildthemen – das ist ein Kernaspekt im Schaffen der New Yorker Künstlerin Ruth Marten (* 1949). Mittels feinster zeichnerischer Interventionen nehmen ihrer Werke häufig den Ursprung in alten Fotografien oder noch viel älteren Kupferstichen und überführen sie durch diese Ergänzungen und Umarbeitungen zuweilen ins Surreale.
Auch für ihren neuesten Werkkomplex „All About Eve“, der nun im Kunstmuseum Villa Zanders zu sehen ist, tritt Ruth Marten mit dem heutigen Blick der Frau und Künstlerin heran an Arbeiten des Fotografen Stanisław Julian Ignacy Ostroróg (1863–1929): Er schuf eine Akt-Serie von Tänzerinnen des Pariser Varietétheaters Les Folies Bergère. Seiner historischen Reflexion des Weiblichen fügt Marten eine heutige inhaltliche Schicht hinzu, ebenso wie ihre Bearbeitungen den Fotografien eine weitere physische Schicht schenken. Die so entstehende Überblendung zweier Perspektiven und Geschlechter scheint die Bilder zu kondensieren zu Symbolen archetypischer Weiblichkeit. Treffend somit der Verweis auf die biblische Eva im Titel. Diese Serie wird in der Villa Zanders von gut dreißig weiteren Arbeiten der Künstlerin flankiert, die Einblicke geben in ihr bisheriges, heterogenes Schaffen; darin war bereits seit den 1970er-Jahren, als sie ihren Kunden selbstentworfene Tattoos stach, Zeichnung ihr bevorzugtes Medium, das sie später als Illustratorin ebenso verfolgte wie in den surreal anmutenden Bearbeitungen alter Drucke. Ein künstlerischer Kosmos, der konträre Welten einzigartig verbindet. Ninja Elisa Ohls-Felske
Ruth Marten. All About Eve
1.12.2024 – 21.4.2025
Kunstmuseum Villa Zanders
Konrad-Adenauer-Platz 8
D-51465 Bergisch Gladbach
Tel.: +49-2202-142334
Di + Fr 14 – 18 Uhr, Mi + Sa 10 – 18 Uhr, Do 14 – 20 Uhr, So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 4 €, erm. 2 €
www.villa-zanders.de
Text: Ninja Elisa Ohls-Felske
Bild: Kunstmuseum Villa Zanders
Erstveröffentlichung in kunst:art 101