
Wenn die internationale Kunstmesse TEFAF in Maastricht ihre Pforten öffnet, beginnt für Sammler und Kunstinteressierte ein Genuss, dessen Qualität kaum zu überbieten ist. Denn die „European Fine Art Fair (TEFAF) wird ihrem Ruf als erste Adresse für Liebhaber von Gemälden Alter Meister, Antiquitäten und klassischer Altertümer auch in diesem Jahr wieder gerecht. Die mehr als 260 Galerien und Kunsthändler aus über 20 Ländern bieten eine Vielfalt, die kaum einen Wunsch offen lässt.
Dass hochkarätige Kunst ihren Preis hat, ist hinlänglich bekannt. Wer sich mit kleinem Geldbeutel zur Messe nach Maastricht aufmacht, wird vermutlich ohne ein neu erstandenes Kunstwerk den Heimweg antreten, auch wenn einzelne Kunstwerke für unter 20.000 Euro zu haben sind. Eine nicht unerhebliche Anzahl an potentiellen Käufern wird vermutlich ohnehin im eigenen Jet anreisen. Dennoch lohnt sich ein Besuch der TEFAF, denn das riesige Angebot übertrifft bei Weitem jede Ausstellung in ihrer Vielfalt, die einem Spaziergang durch die Kunstgeschichte bis hin zu den alten Römern und Griechen gleicht.
So lassen die Skulpturen der familiengeführten Pariser Galerie Chenel, die sich insbesondere auf Objekte aus dem alten Rom spezialisiert hat, das Herz aller Archäologie-Enthusiasten höher schlagen. Das Unternehmen, dessen Filiale in Paris direkt gegenüber dem Louvre gelegen ist, präsentiert auf der Messe unter anderem die aus Marmor gefertigte Skulptur „Kore“, die zwischen dem ersten Jahrhundert vor Christus und dem ersten Jahrhundert nach Christus datiert ist. Noch älter ist die aus Terracotta gebrannte 18 Zentimeter große Statue von Eros, die aus Griechenland stammt und von der Schweizer Galerie Plektron Fine Arts zum Verkauf angeboten wird.
Für Liebhaber prächtiger mittelalterlicher Bücher und kunstvoller Handschriften ist die TEFAF ebenfalls eine hervorragende Anlaufstelle. Die Galerie Dr. Jörn Günther Rare Books bietet mit Gold verzierte Bibeln, seltene alte Drucke und weitere Raritäten zum Verkauf an. Die in verschiedenen Sprachen verfassten Bücher stammen aus dem westeuropäischen Ausland, so wie das Manuskript „Die Stunden der Katharina von Aragon“, das um 1509 entstanden ist und vermutlich ein Geschenk an Katharina von Aragon darstellt. Die seltene Kostbarkeit, dessen Buchseiten aus Vellum, einem Pergament aus Rinderleder, gefertigt sind, geht für 1,4 Million Franken über den Ladentisch.
Zu den diesjährigen Messe-Highlights zählt das Gemälde „Les Dormeurs“ von Pablo Picasso. Präsentiert wird das auf über 50 Millionen Euro dotierte Werk aus der Spätphase des Künstlers von der kanadischen Galerie Landau Fine Art, die der Messe auch in diesem Jahr wieder ein wichtiges Kunstwerk des 20. Jahrhunderts zur Verfügung stellt. „Les Dormeurs“ wurde im Jahr 1971 während einer Retrospektive zu Ehren Picassos im Louvre eine besondere Ehre zuteil: Die Mona Lisa wurde für die Zeit der Ausstellung umgehängt und stattdessen Picassos Werk an ihrem Platz präsentiert.
Da die Nachfrage nach moderner und zeitgenössischer Kunst in den letzten Jahren stetig gestiegen ist, werden dem Trend entsprechend auch in diesem Jahr wieder mehr als 90 Galerien Kunst und Design des 20. Jahrhunderts im Programm haben. Wer in den Gängen der Messehalle unterwegs ist, entdeckt große Namen, wie sie zum Beispiel die Galerie Utermann aus Dortmund mit einer beeindruckenden Auswahl präsentiert, darunter Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, aber auch Marc Chagall und Käthe Kollwitz.

Eine Sensation präsentiert die Wiener Galerie Wienerroither & Kohlbacher, die das erst vor wenigen Jahren wiederentdeckte und restituierte Gemälde „Prinz William Nii Nortey Dowuona“ von Gustav Klimt zum Kauf anbietet. Das Kunstwerk zeigt einen Prinzen aus dem Gebiet des heutigen Ghana, der im Zusammenhang der damals in weiten Teilen der Bevölkerung beliebten Zurschaustellung von Menschen aus anderen Kulturen nach Wien angeworben wurde. Über die Entstehungsgeschichte des Bildes ist wenig bekannt, vermutlich wurde der Prinz von Gustav Klimt und dem Maler Franz Matsch in der selben Sitzung portraitiert. Unklar ist auch, ob es sich um eine Auftragsarbeit handelt oder die beiden Maler aus eigener Motivation zum Pinsel gegriffen haben. Während das Gemälde von Matsch hinlänglich bekannt war, belegte bis zur Wiederentdeckung im Jahr 2021lediglich ein Foto aus dem Ausstellungskatalog eines Auktionshauses die Existenz von Klimts Portrait.