Lovis Corinth im Kunstforum Ostdeutsche Galerie

Inventarnummer 06107 Lovis Corinth 1920 Selbstbildnis (Selbstporträt) Öl auf Holz Bildmaß: 59 x 50 cm Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg Reproduktion: altrofoto.de

Von der Skizze zum Werk ein Rausch der Bilder

Es jährt sich in diesem Jahr zum 100. Mal der Todestag von Lovis Corinth (1858–1925); das ist ein Anlass, diesen Künstler zu ehren und sich mit seinem Werk auf der Grundlage neuerer wissenschaftlicher Annäherung zu befassen. Das unternimmt nun das Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg mit einer umfassenden Ausstellung, zu der zwölf Gemälde aus allen Schaffensphasen dieses deutschen Impressionisten gehören. Einen besonderen Schatz in der Sammlung stellen die ebenfalls zwölf Skizzenbücher und ein Album mit eingeklebten Skizzen dar, die nun erstmals vollständig wissenschaftlich erschlossen wurden.

Die Präsentation geht nun der Frage nach, welche Motive interessierten den Künstler und welche davon führte er weiter aus bis hin zu einem Gemälde? Wie entwickelte er seine Bildkompositionen?

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung der Skizzenbücher haben ganz neue Erkenntnisse darüber geliefert, wie Corinth die Welt und sein Umfeld gesehen hat und darüber – auch und gerade – künstlerisch dachte. Anhand der vorhandenen Skizzen, der vorbereitenden Kompositionsstudien und den dann darauf folgenden künstlerischen Ausführungen als Gemälde ist in hohem Maße erkenntnisreich nachvollziehbar, wie sich aus ersten Gedanken und Vorstellungen die Werke formten und gestalteten.

Interessant dabei ist auch, betrachtet man die gesamte Anzahl der 131 Gemälde, dass Corinth ganz offensichtlich bestimmte einzelne Themen bevorzugte und ihnen in verschiedenen Ausgestaltungen ein Bild gab. Immer wieder sind es Porträts, auch Selbstporträts, die eine Nähe zu Rembrandts Werken erahnen lassen, aber auch Historienbilder, biblische und mythologische Themen, und dann, zum Ende seiner Schaffenszeit findet er ein Zuhause in der Landschaftsmalerei und dem Stillleben.

Und immer wieder sind es Porträts, mit denen er dem Menschen, seinen Zeitgenossen, seiner Familie und auch den Kollegen nahekommen will. So entstanden aus dem Gedächtnis auch Porträts von verschiedenen Kollegen des Malers, darunter etwa Bernt Grönvold, Leonid Pasternak und Georg Brandes. Weitere wichtige Arbeiten seines Spätwerkes wurden „Das trojanische Pferd“, „Carmencita“ und die Porträts seiner Kinder Thomas und Wilhelmine.

Bemerkenswert auch die weiteren Erkenntnisse durch die wissenschaftlich-technische Untersuchung der Werke Corinths: So konnten durch Röntgenaufnahmen, durchgeführt von der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Korrekturen an einem frühen Gemälde aufgedeckt werden, die Lovis Corinth während des Entstehungsprozesses vorgenommen hatte. Die Analyse der Malweise Corinths zeigt, wie sich Duktus und Farbauftrag zwischen Früh- und Spätwerk technisch veränderten.

Lovis Corinth wird als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Impressionismus, im Gegensatz zu jenem französischen, betrachtet, gehört aber auch, aufgrund seines Stilwandels in der späteren Schaffensphase, zu den Künstlern, die vom Expressionismus inspiriert und zur Zeit des Nationalsozialismus als entartet betrachtet wurden.

Bence Fritzsche ist Chefredakteur von Atelier, der Zeitschrift für Künstlerinnen und Künstler.

Lovis Corinth. Bildrausch
24.10.2025 – 18.1.2026
Kunstforum Ostdeutsche Galerie
Dr.-Johann-Maier-Str. 5
D-93049 Regensburg
Tel.: +49-941-297140
Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.kunstforum.net