Die Katastrophe ist allgegenwärtig. Max Beckmann im Museum Lothar Fischer

22.10.2017 – 14.1.2018 | Museum Lothar Fischer

 

von Agata Waleczek //

 

Dunkle Konturen, abgeklärte Gesichter, wenig gefällige Farbkompositionen: Die Kunst Max Beckmanns versprüht tiefen Pessimismus. Das kam nicht von ungefähr. Der historische Rahmen  hätte mit zwei Weltkriegen, etlichen Krisen und dem Nazi-Regime für den 1884 geborenen Maler, Grafiker, Bildhauer und Hochschulprofessor kaum düsterer aussehen können. Beckmann sog die katastrophale Stimmung in sich auf und übersetzte sie in expressive, polarisierende Bilder. Dabei war er eher tragischer Kritiker als gnadenloser Richter seiner Zeitgenossen und seiner selbst. „Eigentlich ist es ja sinnlos, die Menschen, diesen Haufen von Egoismus (zu dem man selbst gehört), zu lieben. Ich tue es aber trotzdem. Ich liebe sie mit aller ihrer Kleinlichkeit und Banalität“, soll er 1920 gesagt haben.

Beckmann wirkt in einer Zeit künstlerischer Neuerungen. Expressionismus, Kubismus und Neue Sachlichkeit sind nur einige der aufstrebenden Stilrichtungen. Dabei positioniert sich der  Einzelgänger mit seinem figurativen Stil betont abseits von der aufkommenden Abstraktion. Ab 1900 studiert er an der Weimarer Kunstakademie. 1905 zieht es Beckmann nach Berlin, wo er sich der Berliner Secession anschließt. Während des Ersten Weltkriegs meldet er sich freiwillig zum Sanitätsdienst in Flandern, aus dem er 1915 nach einem Nervenzusammenbruch entlassen wird. Der von seinen Kriegseindrücken gebrandmarkte Beckmann geht zu einem einfacheren, aber auch expressiveren Stil über und wird inhaltlich sozialkritischer. Er geht nach Frankfurt am Main an die Städel-Kunstgewerbeschule, wo er 1929 zum Professor ernannt wird. Anfang der 1930er Jahre entsteht das erste von neun monumentalen, von der politischen Lage inspirierten Triptychen. Es ist der Beginn einer neuen Schaffensperiode. Beckmann, der 1937 als „entarteter“ Künstler nach Amsterdam fliehen muss, stirbt 1950 an einem Herzinfarkt in New York.

Mit der Ausstellung „Max Beckmann auf der SPUR“ zeigt das Museum Lothar Fischer in Neumarkt in der Oberpfalz Arbeiten in Bleistift, Kohle, Kreide und Pastell. „Einmal Papierarbeiten des Malers zu zeigen und diese überhaupt in der Gesamtheit ausgeliehen zu bekommen aus Leipzig ist beeindruckend,“ kommentiert die Museumsleitung Dr. Pia Dornacher. Papierarbeiten werden aus konservatorischen Gründen verhältnismäßig selten  ausgestellt.

Andererseits ist zu sehen, wie Beckmann post mortem in die Nachkriegszeit hineinwirkte. Erstmals wird nachvollzogen, wie er die “SPUR” beeinflusste. Die gesellschaftskritische Gruppe war 1957 von Lothar Fischer, Heimrad Prem, Helmut Sturm und HP Zimmer in München gegründet worden. Die Künstler sahen Beckmanns Grafikserie “Die Hölle” von 1919 in München. Der Einfluss, den diese und andere Arbeiten auf die Gruppe hatten, wird jetzt in der Gegenüberstellung mit SPUR-Werken deutlich. In der Ausstellung werden gut 30 Papierarbeiten von Beckmann gezeigt und noch einmal etwa 20 Arbeiten der “SPUR”.

 

Text aus der kunst:art 57

 

Max Beckmann auf der SPUR
22.10.2017 – 14.1.2018, Museum Lothar Fischer
Weiherstr. 7a, D-92318 Neumarkt in der Oberpfalz
Tel.: +49-9181-510348
Mi – Fr 14 – 17 Uhr, Sa + So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 4 €, erm. 2 €
www.museum-lothar-fischer.de

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