von Dieter Begemann //
Dass Kunst ins Kunstmuseum und Natur ins Naturkundemuseum gehört und dass Politik sowieso ganz etwas anderes ist, all das galt dem altem Spartendenken als ausgemachte Sache. Immer mehr Künstler und Museen aber interessieren sich heute gerade für die Verbindungen der so getrennt erscheinenden Bereiche. Zu ihnen gehört das Wiener Mumok, das seine Ausstellung Naturgeschichten explizit Spuren des Politischen untertitelt. Das Vergnügen am Exotischen, welches die Raumausstattung schon im 18. Jahrhundert prägte, ist nicht unschuldig, sondern steht in engem Zusammenhang mit dem Kolonialismus. Konkreter Ausgangspunkt der von Rainer Fuchs kuratierten Schau sind die konzeptuellen Ansätze der Kunst der 1960er Jahre, von denen sich der Bogen spannt bis zu aktuellen Positionen.
Die lange Künstlerliste umfasst neben anderen Joseph Beuys, Hans Haake und Marcel Broodthaers (als sozusagen Klassiker) bis hin zu Candida Höfer, Isa Melsheimer und Christopher Williams.
Welches Medium, welche Formsprache auch immer gewählt wird, stets wird deutlich, dass die Natur eben nicht das total Andere zum Menschen, das von gesellschaftlichem Wandel unberührte Ahistorische ist, sondern untrennbar verknüpft ist mit diesem. Als sinniges Motto gelten könnte die Aufschrift auf einer der Transportkisten von Mark Dion (sie dienen geteerten ausgestopften Vögeln als Sockel): „Handle with Care!“ The Tar Museum ist zeitgleich im Naturhistorischen Museum zu sehen, während Christian Philipp Müller im Außenbereich des MuseumsQuartiers den europäischen Pflanzenimport thematisiert.
Naturgeschichten
23.9.2017 – 14.1.2018, mumok
Museumsplatz 1, A-1070 Wien
Tel.: +43-1-525000
Mo 14 – 19 Uhr, Di – So 10 – 19 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
Eintritt: 11 €, erm. 7,50 – 8,50 €
www.mumok.at
Text aus der kunst:art 57
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