Die in Köln lebende Künstlerin Annebarbe Kau kehrt mit der Ausstellung „Diamantenstaub“ in ihre Heimatstadt zurück. Im Projektraum des Museums Ratingen, der sich im Erdgeschoss befindet, zeigt sie eine Videocollage, die auf mehreren Monitoren abgespielt wird. Inhaltlich sind Filme aus den unterschiedlichen Phasen ihres Schaffens zu sehen. Die älteste Arbeit entstand während eines Stipendiums in New York in den 1980er-Jahren. In den aktuellen Videos, die eigens für die Ausstellung entstanden sind, setzt sie sich mit dem Thema Diamanten auseinander.
Annebarbe Kau, die 1958 in Ratingen geboren wurde, besuchte von 1978 bis 1979 die Schule für Experimentelle Gestaltung in Zürich. 1981 machte sie Station am California Art Institute in Los Angeles. An der Kunstakademie Düsseldorf studierte sie von 1982 bis 1988 und war ab 1985 Meisterschülerin bei Nam June Paik. Der aus Südkorea stammende amerikanische Komponist und Künstler galt als einer der Begründer der Video- und Medienkunst. Nach dem Studium begann sie an verschiedenen Instituten zu lehren.
Bei Diamanten denkt man automatisch an Marilyn Monroe und ihren Song „Diamonds Are a Girl’s best Friend“ aus der Komödie „Blondinen bevorzugt“ aus dem Jahr 1953. Der König der Edelsteine, diese kubische Modifikation des Kohlenstoffs, ist das härteste natürliche Mineral der Erde und lässt als Schmuck die Herzen der Frauen bis heute höher schlagen. Es mag am Funkeln des geschliffenen, in Gold gefassten Edelsteins liegen, der ihm diese Begehrlichkeit verleiht.
Bei Diamantenstaub handelt es sich zum einen um ein industrielles Verfahren, bei dem unter Druck und Hitze aus Grafit Diamanten in kleinster Körnung hergestellt werden. Zum anderen bezeichnet man mit Diamantenstaub auch Polarschnee. Das Faszinierende dabei ist, dass, wenn durch die unzähligen kleinen Eisnadeln Licht fällt, Lichteffekte am Himmel entstehen. Dafür muss es aber zweistellige Minusgrade geben.
Setzt man sich mit der zweifachen Bedeutung auseinander und schaut sich die Arbeiten der Künstlerin unter diesem Blickwinkel an, so stellt man recht schnell fest, dass die Künstlerin sie geschickt miteinander verbindet.
In den Schatzkammern von Dresden nahm sie Kunstschätze auf und kombinierte diese für die Schau mit Arbeiten aus dem eigenen Portfolio. Das Ergebnis ist erstaunlich und erlaubt in dieser Zusammenstellung einen Einblick in das Schaffen von Kau, die zu den ersten Künstlerinnen in Deutschland zählt, die sich von Anfang an der Medienkunst verschrieben haben. Das Zusammenspiel von Kunst und Technik in bewegten Bildern brilliert hier wie ein Diamant und beweist zugleich, wie spannend und facettenreich Medienkunst sein kann. Licht ist wie bei einem Diamanten die Quelle, um die Arbeiten erstrahlen zu lassen. Wieder eine Gemeinsamkeit, die sich zwischen dem begehrtesten Edelstein der Welt und der Videokunst feststellen lässt. Die erste Videoarbeit aus New York und die neueste Arbeit zeigen nebenbei, wie sich Medienkunst im Laufe der Zeit perfektionierte.
Nadja Naumann liebt – logisch – Diamanten und zwar bevorzugt in spannenden Filmen.
Annebarbe Kau. Diamantenstaub
12.5. – 20.8.2023
Museum Ratingen
Grabenstr. 21
D-40878 Ratingen
Tel.: +49-2102-5504181
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 3 €, erm. 1,50 €
www.museum-ratingen.de
Text: Nadja Naumann
Bild: Museum Ratingen
Erstveröffentlichung in kunst:art 91