Seit den 1980er-Jahren ist er ein veritabler Meister der Linie: Paco Knöller (* 1950) benutzt die gezeichnete Linie als zentrales bildnerisches Medium. Und das gleich in einer Vielzahl von technischen Verfahren: Mal zeichnet er mit dem Bleistift, mal mit dem Farbstift oder dem Kugelschreiber. Oder mit der Ölkreide, strikt linear oder freier flächig, wie zu sehen in der aktuellen Einzelausstellung des deutschen Künstlers im Kunstmuseum Liechtenstein (genauer gesagt, in der dem Haus assoziierten Hilti-Foundation).
Die seit je gerühmte Qualität der Handzeichnung als quasi seismografische Aufzeichnung subtilster menschlicher Befindlichkeiten macht sich hier geltend, wie aber auch die indirekte und vermittelte Verarbeitung von Anregungen aus der Literatur, dem Film oder auch den Naturwissenschaften. „Unter mir der Himmel“, der Titel der Schau in Vaduz und einer Werkserie Knöllers, öffnet in seiner verblüffenden, ja absurden Umkehrung des Erwartbaren die für den Künstler wichtigen poetischen Horizonte. Eine Umkehrung anderer Art findet sich übrigens zuweilen auch im Verhältnis der gezeichneten Linie zum Grund: Da ist die Linie nämlich nicht wie gewöhnlich auf den Bildgrund aufgetragen, sondern, da dieser eine Holzplatte ist, tief eingeschnitten, als sozusagen negative Linie. So oder so, es geht um das Bild vom Menschen: Rund vierzig Werke von den 1980ern bis heute beleuchten die Entwicklung dieser so eigenwilligen wie ausdrucksstarken Bildsprache.
Paco Knöller. Unter mir der Himmel
7.5. – 15.10.2023
Kunstmuseum Liechtenstein
Städtle 32
Li-9490 Vaduz
Tel.: +423-235-0300
Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 15 CHF, erm. 10 CHF
www.kunstmuseum.li
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunstmuseum Liechtenstein
Erstveröffentlichung in kunst:art 91