Glückliche Wiederentdeckung

22.10.2023 – 7.4.2024 I Museum Schloss Cappenberg

Irmgart Wessel-Zumloh, Ballett, 1973

Irmgart Wessel-Zumloh im Museum Schloss Cappenberg

Aus dem allgemeinen öffentlichen Bewusstsein ist die begabte Künstlerin Irmgart Wessel-Zumloh (1907–1980) leider längst verschwunden, und nur wenigen Eingeweihten ist sie heute noch ein Begriff. Die Berufung zur Kunst war bei ihr letztlich doch stärker als ihre ursprüngliche Absicht, Jura zu studieren. Sie hatte das Glück, in Fritz Burmann, der einer der wichtigsten Protagonisten der Neuen Sachlichkeit war, den richtigen Lehrer zu finden. Bei ihm lernte sie das Zeichnen nach der Natur, und sie folgte auch seinem Vorschlag, von der Kunsthochschule in Königsberg nach Berlin zu wechseln. Bei dem Expressionisten Georg Tappert erfuhr sie eine Einführung in diese neue richtungsweisende Kunstströmung; Tappert gehörte zu den talentiertesten Pädagogen der Staatlichen Kunstschule in Berlin.

Wessel-Zumloh stellte ihre Werke 1933 in Hamm aus; als erste öffentliche Institution erwarb das Wallraf-Richartz-Museum in Köln 1934 ihre Grafiken. Doch drei Jahre später wurden einige ihrer Arbeiten beschlagnahmt und vernichtet. Ein längerer Studienaufenthalt in Rom öffnete ihr den Weg zur Ölmalerei. Nach dem Krieg und der Heirat mit dem Maler Wilhelm Wessel wurde sie Mitglied im Westdeutschen Künstlerbund, 1957 dann Vorstandsmitglied im Deutschen Künstlerbund.

Wessel-Zumloh war eine der führenden Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte der deutschen Kunstszene, gerade weil sie es verstand, auf eigentümliche Weise eine enge Symbiose zwischen abstrakten und organischen Elementen in ihren Arbeiten zu schaffen. Eine lohnende Wiederentdeckung!

Irmgart Wessel-Zumloh. Zwischen gedecktem Tisch und Farbe
22.10.2023 – 7.4.2024
Museum Schloss Cappenberg
Schlossberg 1b
D-59379 Selm
Tel.: +49-230327-7041
Di – So 10 – 17:30 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 3 €
www.kreis-unna.de

Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Museum Schloss Cappenberg
Erstveröffentlichung in kunst:art 94