Ein Blick in die ukrainische Kunstgeschichte

23.2. – 2.6.2024 | Unteres Belvedere

Alexandra Exter, Three Female Figures, 1909-10

Ukrainische Kunst im Belvedere

Die Wanderausstellung „In the Eye of the Storm“ kommt nach Wien und hat bedeutende Werke ukrainischer Kunst im Gepäck. Die Leihgaben aus dem Nationalmuseum der Ukraine sind zum Schutz vor Raub und Zerstörung durch den russischen Angriffskrieg auf ukrainisches Territorium auf eine Reise quer durch Europa gegangen und waren bereits in Madrid, Köln und Brüssel zu sehen.

Der Stopp im Wiener Belvedere bietet eine weitere Gelegenheit, sich mit der reichhaltigen Kunstgeschichte der Ukraine zu beschäftigen. Im Zentrum der Ausstellung steht die Kunst der Jahre 1900 bis 1930, die in der Ukraine ein breites Spektrum an Stilen hervorbrachte. Viele Künstler waren international vernetzt und orientierten sich sowohl an der russischen Avantgarde als auch an westlichen Kunstrichtungen und Stilen.

In den künstlerischen Zentren wie Kyjiw, Lwiw, Charkiw oder Odesa entwickelten Künstler wie der Futurist Oleksandr Bohomasow eigenständige Stile. Mit dem Bojtschukismus, auch unter dem Namen Ukrainischer Monumentalismus bekannt, fand eine Rückbesinnung auf die traditionelle ukrainische Kunst mit Bezügen zum Mittelalter statt. Die Bewegung beruft sich auf den Kunstprofessor und Gründer der ukrainischen Staatlichen Akademie der Künste, Mychajlo Bojtschuk.

In den Arbeiten Alexandra Exters finden sich Merkmale des Suprematismus, aber auch des Art déco und des Symbolismus. Ihr Atelier in Kyjiw war eine zentrale Anlaufstelle für bekannte Künstler wie El Lissitzky, Gregor Rabinovitch oder Ilia Ehrenburg. Nach der Gründung der Sowjetunion im Jahr 1922 zog es sie nach Paris, ein Umzug in die französische Hauptstadt war wegen des Ersten Weltkrieges vorher nicht möglich gewesen.

Wassili Jermilow hat sich nach seiner Ausbildung an Kunsthochschulen in Charkiw und Moskau als avantgardistischer Künstler der Agitprop-Bewegung angeschlossen. Als einer der Hauptvertreter des ukrainischen Konstruktivismus nahm er an zahlreichen Ausstellungen teil, war Mitbegründer der technischen Kunsthochschule in Charkiw, wo er auch unterrichtete. 1932 fiel er in der damaligen Sowjetunion in Ungnade, er wurde aus dem Verband der bildenden Künstler ausgeschlossen und erst 10 Jahre später rehabilitiert.

Die Ausstellung „In the Eye of the Storm“ spiegelt die facettenreiche und bewegte Vergangenheit der Ukraine wider. Die unterschiedlichen Lebenswege und Ausrichtungen der präsentierten Künstler sind Zeugnis der politischen Begebenheiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ohne den Krieg in der Ukraine würde es diese Ausstellung nicht geben. Es bleibt zu hoffen, dass die Kunstwerke bald wieder in der Ukraine gezeigt werden.

In the Eye of the Storm. Modernismen in der Ukraine
23.2. – 2.6.2024
Unteres Belvedere
Rennweg 6
A-1030 Wien
Tel.: +43-1-795570
Täglich 10 – 18 Uhr
Eintritt: 18,50 €, erm. 14 €
www.belvedere.at

Text: Karin Gerwens
Bild: Unteres Belvedere
Erstveröffentlichung in kunst:art 95