
Blick ins Weite
Die Weite des Horizonts an der Ostsee ist ein passender Hintergrund für diese Bilder, die vorstellbaren Reisen von dort aus zu den verschiedensten Küsten eine passende Vorstellung vom Leben und Schaffen dieser Malerin: Sarah Schumann (1933–2019) wird geehrt in einer großen Präsentation im Kunstmuseum Ahrenshoop. Das Haus auf der schmalen Landzunge des Darß porträtiert mit „Blickreisen“ eine der wichtigsten Künstlerinnen der Nachkriegsmoderne. Dem Aufwachsen in Berlin folgend sind die wichtigsten Stationen ihrer Lebensreise London, das norditalienische Piemont und ab 1968 wieder Berlin. Und überall beschäftigt sie die Situation von Frauen, die Suche nach spezifisch weiblicher Stärke in den Situationen gesellschaftlicher Umbrüche.
Sie ist ab 1972 aktiv in der legendär gewordenen feministischen Gruppierung „Brot + Rosen“ und beteiligt sich an der Konzeption von (im Rückblick gesehen wirklich überragend wichtigen) Ausstellungen, so „Künstlerinnen international 1877–1977“. Vor allem aber malt Sarah Schumann: Hier kommt sie bei Porträts ihrer weiblichen Modelle (gerne aus der persönlichen Umgebung der Künstlerin) auf eine eigentümliche künstlerische Haltung, die man vielleicht, mangels besserer Begrifflichkeit, mit modernem heroischen Bildnis bezeichnen könnte. Und ein überraschender Blickpunkt zeichnet noch ihre spätesten Landschaften aus, in denen sich die Ostseeküste, von irgendwo ganz oben gesehen, im abstrakten Muster auflöst.
Sarah Schumann. Blickreisen nach Osten
13.4. – 23.6.2024
Kunstmuseum Ahrenshoop
Weg zum Hohen Ufer 36
D-18347 Ostseebad Ahrenshoop
Tel.: +49-38220-66790
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 4 – 5 €
www.kunstmuseum-ahrenshoop.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunstmuseum Ahrenshoop
Erstveröffentlichung in kunst:art 96