Subversiv und destruktiv
Ein Porsche-Motor (911, 3,8 l) im Aluminiumguss ist Inbegriff von technischer Höchstleistung und exquisiter Formvollendung. Wenn das edle Teil jedoch das Atelier des Künstlers Bastian Hoffmann verlässt, dann erinnert an die automobilen Konstruktions- und Designkünste nur noch der Titel. Übrig bleibt eine große amorphe Pfütze. Die Aktionen des 1983 geborenen Künstlers entsprechen genau dem Gegenteil der urkapitalistischen Leitlinie des „höher, schneller, weiter“.
Fernab jeglichen Strebens nach Produktivität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit erscheinen nun die Videoinstallationen, Materialbilder und Objekte in der Ausstellung „Radical Negation“ im Sprengel Museum als Ruhepole und als Orte der Reflexion in einer immer rasanter und lauter werdenden Gesellschaft. Wenn Hoffmann mit stoischem Ernst und auf humorvolle Weise auf die Welt blickt und gesellschaftliche und wirtschaftliche Konventionen hinterfragt, dann „lassen sich seine Arbeiten auch als Kommentar zur Konsumgesellschaft und zum Materialismus lesen“, so Kurator Alexander Leinemann. Wer legt überhaupt fest, was Sinn ergibt? „Als Künstler nutze ich die Freiheit, im Schaffensprozess die Sinnhaftigkeit und Produktivität einer Tat auszublenden“, beschreibt der Künstler seine destruktiven und subversiven künstlerischen Prozesse. Ob er nun eine Ziegelsteinmauer mit Eigenleben errichtet oder mit Axt und Schredder den Arbeitsplatz in ein Blatt Papier verwandelt, Hoffmann fordert uns auf, über die Welt und ihre Gesetzmäßigkeiten nachzudenken.
Bastian Hoffmann. Radical Negation
13.4. – 23.6.2024
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
D-30169 Hannover
Tel.: +49-511-16843875
Di 10 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 4 €
www.sprengel-museum.de
Text: Stefan Simon
Bild: Sprengel Museum Hannover
Erstveröffentlichung in kunst:art 97