Zarte Gespinste voller Kraft
Dieser Künstler gehörte zu den Leisen im Land: Wols oder vielmehr WOLS, wie er seinen Künstlernamen gerne als Wortzeichen schrieb, wurde zwar 1913 in Berlin geboren, verließ Deutschland aber in den 1930ern, um hinfort nur noch, bis zu seinem Tod 1951, in Frankreich zu leben. Tatsächlich müsste man ihn wohl einen französischen Künstler nennen, so sehr ist er von der dortigen Szene geprägt und hat er sie seinerseits wiederum erheblich beeinflusst.
25 Jahre ist es her, dass die Kölner Galerie Karsten Greve den Künstler WOLS das erste Mal gezeigt hat: Aus dem zeitlichen Abstand aber, das macht die aktuelle Schau deutlich, hat die Bedeutung dieses so ungeheuer kreativen Wanderers zwischen den Welten eher noch zugenommen. Trotz schwierigster Lebensbedingungen gelang es ihm, in den allzu kurzen Jahren, die ihm vergönnt waren, ein Œuvre zu schaffen, das zwischen dem ausgehenden Surrealismus mit seiner literarischen Prägung und der neuen Lust am künstlerischen Material einen eigenen Weg fand. Die zarten Liniengespinste seiner Bilder verraten seismische Empfindlichkeit, strahlen aber doch stets spürbare Kraft aus. Das in den 1950ern den Trend setzende Informel in Paris wurde wesentlich von WOLS angeregt. Er hielt sich persönlich allerdings eher am Rande des Geschehens: „Wols, kleiner Mann vom Mond, gestrandet unter uns“, so beschrieb der Dichter Jean Sylveire einmal den Künstler, der im innersten Wesen überall ein Fremder blieb: einer, der zutiefst unzugehörig war.
Wols
13.4. – 29.6.2024
Galerie Karsten Greve
Drususgasse 1-5
D-50667 Köln
Tel.: +49-221-2571012
Di – Fr 10 – 18:30 Uhr, Sa 10 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.galerie-karsten-greve.com
Text: Dieter Begemann
Bild: Galerie Karsten Greve
Erstveröffentlichung in kunst:art 97