Feine Grenzgänge
Die Figur und ihre Umgebung, die Epidermis als Membran zwischen Innen und Außen: All das spielt eine Rolle im Werk von Monika Supé (* 1967).
In feinen Linien schreibt die gelernte Architektin Körper und textile Gebilde in den Raum ein. Und verwendet dabei oft die Häkel- oder Stricktechnik als charakteristisches Stilmittel. Mit ihr gestaltet sie luftige Plastiken aus Draht, die mal wie die transparente Kontur einer menschlichen Gestalt, mal wie ein ätherisches Kleidungsstück anmuten. Oder sie „verhäkelt“ den Strich in ihren Zeichnungen und schafft aus diesen Grafit- oder Tuschemaschen erstaunlich dreidimensionale Fragmente wie Füße, Beine oder Rümpfe.
Kein Wunder, dass die renommierte Künstlerin nun ab Mitte Mai die vier schönen Ausstellungsebenen der Städtischen Galerie im Turm in Isny in einer Einzelausstellung in „Linienräume“ verwandelt – so der Titel der Schau. Wie geschickt die mehrfach ausgezeichnete Hochschuldozentin die Linie auch inhaltlich einsetzt, wird bei genauerer Betrachtung der Arbeiten sichtbar. Mit ihr fängt sie anhand der engmaschigen Anordnung – quasi in jeder Mikroform – Binnenräume ein, gleichzeitig lässt sie die Grenze zwischen Figur und Umraum verschwimmen. Unmerklich wird die Haut zur durchlässigen Hülle, so dass ein – auch in der Installation der Werke manifestierter – Schwebezustand entsteht, durch den sich die organische Bedingtheit des Lebens weitgehend auflöst.
Dr. Julia Behrens lebt und arbeitet in Süddeutschland.
Monika Supé. Linienträume
12.5. – 28.6.2024
Städtische Galerie im Turm (Espantor)
Espantorstr. 23
D-88316 Isny im Allgäu
Tel.: +49-7562-9999065
Mi – Sa 15 – 18 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 3 €
www.isny.de
Text: Dr. Julia Behrens
Bild: Städtische Galerie im Turm (Espantor)
Erstveröffentlichung in kunst:art 97