Fluide Malerei
„Zwischen Pixel und Pigment liegt eine faszinierende Schnittstelle, an der digitale und traditionelle
Kunsttechniken aufeinandertreffen und sich vermischen. Dieser Bereich erforscht das Zusammenspiel
von digital erzeugten Bildern und handgefertigten Maltechniken, wodurch neue visuelle Sprachen und
Ausdrucksformen entstehen.“ Dieses Zitat stammt von – ChatGPT. Und dass es auf der Website der
Kunsthalle Bielefeld den Text zu der ebenfalls „Pixel und Pigment“ betitelten Ausstellung einleitet, passt
trefflich auf den thematischen Kern der Schau: Die Malerei in unserer postdigitalen Gegenwart. Eine
Gegenwart, die in Denken und Handeln schon längst zentral geprägt wird durch Digitaltechnologien und
ihr beharrliches Verschmelzen mit unseren analogen Lebenswelten.
Hierzu lassen nun das Marta Herford und die Kunsthalle Bielefeld eine Ausstellung entstehen, die in
beiden Häusern gleichzeitig stattfindet; begleitend wird die Kunstakademie Münster ein Symposium
veranstalten. Gemeinsam richten alle drei Projektpartner den Blick auf die Malerei – fluide im Spiegel
einer hybriden Gegenwart aus analog und digital, aus Traditionen und sich rasant weiterentwickelnden
Technologien. Gezielt wurden 25 Künstler*innen ausgewählt, die ebendiese Dualität reflektieren: Die
historischen Facetten der Malerei begegnen in ihrem Schaffen computerbasierten Technologien wie
algorithmischen Programmen, Bildbearbeitungsprogrammen, Virtual und Augmented Reality, KI,
Animations- und 3D-Software. Auch das Verschmelzen unserer Alltagswelt mit virtuellen Räumen und
sozialen Medien ist dabei ein intensiv untersuchtes Themenfeld. Zeitlich wird ein weiter Bogen gespannt
von frühen digitalen Experimenten seit den 1950er-Jahren und computerbasierten Malereien der 1980er- Jahre bis zu heutiger malerischer KI-Verwendung.
Eine frühe Position ist hier gewiss Andy Warhol, der mediale Bezüge in verschiedenen Facetten serieller
Wiederholungen zelebrierte. Mit Tim Berresheim, der seinen Ansatz „Künstlerische Gegenwartsarchäologie” nennt, ist ein Pionier der computerunterstützten Kunst vertreten; sein Schaffen
verbindet Kunstgeschichte, Technologie, Wissenschaft und Natur. Das weite diachrone Feld, auf dem die
Ausstellung basiert, und das zugleich die heutige Wahrnehmung nährt, spiegelt das Œuvre von Vivian
Greven prägnant wider – ihre figurative Malerei öffnet mit herausragender malerischer Technik
Ambivalenzen zwischen Alltäglichkeit und sphärischer Illusion, motivisch changierend zwischen
kunsthistorischen Bezügen und digitaler Perfektion.
Technische wie inhaltliche Brücken schlagen auch die Werke von Sónia Almeida, Kerstin Brätsch,
Salomé Chatriot, Wade Guyton, Tishan Hsu, Jacqueline Humphries, Charlotte Johannesson, KAYA,
Peter Kogler, Vera Molnar, Mukenge/Schellhammer, Albert Oehlen, Laura Owens, Seth Price, Rafaël
Rozendaal, Pieter Schoolwerth, Amy Sillman, Avery Singer, Cheyney Thompson, Philipp Timischl,
Corinne Wasmuht und Anicka Yi. Auch sie laden die Besuchenden ein, die vielschichtige Befragung klassischer Kategorien des Mediums Malerei mitzudenken vor dem Hintergrund postdigitaler Hybridisierung.
Ninja Elisa Felske ist Kunsthistorikerin und promoviert derzeit über Pablo Picasso.
Zwischen Pixel und Pigment.
Hybride Malerei in postdigitalen Zeiten
7.7. – 10.11.2024
Marta Herford
Goebenstr. 2–10
D-32052 Herford
Tel.: +49-5221-9944300
Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 5,50 €
www.marta-herford.de
Zwischen Pixel und Pigment.
Hybride Malerei in postdigitalen Zeiten
7.7. – 10.11.2024
Kunsthalle Bielefeld
Artur-Ladebeck-Straße 5
D-33602 Bielefeld
Tel.: +49-521-32999500
Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 21 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 4 €
www.kunsthalle-bielefeld.de
Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Marta Herford
Erstveröffentlichung in kunst:art 98