Ins Freie!
Die internationale Karriere des Modells „Skulpturenpark“ seit dem Zweiten Weltkrieg ist ein Beleg für ein gewandeltes Verhältnis zwischen Kunst und Garten. Plastische Kunstwerke (in der Regel zeitgenössische) können flanierend, bummelnd, oder picknickend im Freien erlebt werden. Wir finden bei solchen Begegnungen zwischen Natur und Kunst aber nun weniger im engeren Sinne gärtnerische (also ihrerseits stark formbewusste) Umgebungen, sondern bevorzugt Parkanlagen: Formakzente kommen von der Kunst.
Vier Beispiele für das beliebte Konzept im großzügig gefassten Rhein-Neckarraum. Das Kunsthaus NRW, unweit Aachens in schöner Lage in Kornelimünster, im Tal des Flüsschens Inde gelegen, zeigt als Ergänzung zur Präsentation zeitgenössischer Kunst in den barocken Innenräumen wechselnde Kunstwerke in den Gärten der alten Reichsabtei. So gibt es dort eine Installation von Fari Sham zu sehen, die anhand dreier Gartenkonzepte verschiedene Gesellschaftsmodelle mit ihrem je anderen Verhältnis zur Natur thematisiert. Die Hauptrolle indes spielt in diesem Jahr das „Mombasa Shipping Project“ des Künstlers Rainer Junghanns: ein imposantes afrikanisches Ruderboot aus Mangoholz, dessen Reise über verschiedene Stationen Beziehungen herstellen und Geschichten erzählen soll (bis es schließlich zurückkehrt). Alles andere als idyllisch dagegen die Umgebung des Kölner Skulpturenparks: Umtost von großen Verkehrsachsen (gleich neben der Zoobrücke über den Rhein) zeigt der immerhin dreieinhalb Hektar umfassende Park seit 25 Jahren Bildhauerei internationalen Formats: Große Namen wie Louise Bourgeois, Rosemarie Trockel oder Anish Kapoor etwa. Man darf gespannt sein, welche neuen Akzente Nikola Dietrich, Gastkuratorin für „KölnSkulptur #11“, in diesem Jahr setzen wird.
Weitaus beschaulicher geht es zu bei unserem nächsten Ziel: Der Skulpturen Park Waldfrieden liegt am Rande Wuppertals in steil hügeligem Gelände und ist, wie der Name schon sagt, sowohl waldig als auch friedlich. Die Gründung des Parks verdankt sich privatem Engagement (wie übrigens so manch anderer Skulpturenpark auch, etwa der in Köln). Hier war es der am Ort ansässige britische Bildhauer Tony Cragg, der für das eigene Werk, aber auch Arbeiten zahlreicher Gäste, eine dauerhafte Ausstellungsmöglichkeit im Freien suchte. Das verwaiste Villengelände – erworben 2006 – war dafür nahezu perfekt: Park, historische Villa und das inzwischen hinzugekommene, moderne Galeriegebäude bieten unterschiedlichsten Kunstwerken einen Auftritt, der ihnen den eigenen Raum lässt und sie doch zueinander (und zum herrlichen Wald ringsherum) in Interaktion treten lässt. Über jetzt schon 28 Jahre ist im Heidelberger Skulpturenpark um die Orthopädische Universitätsklinik eine bedeutende Sammlung von Freilandskulpturen deutscher und internationaler Künstler zusammengetragen worden. Abgesehen von den unterschiedlichsten ästhetischen Konzepten, ist der Skulpturenpark zugleich ein Kaleidoskop der für Bildhauerei im Freien einsetzbaren Werkstoffe, traditionellen und modernen.
Lieblingswege führen Dieter Begemann auf Berninis Spuren durch Rom – Gelaterien sind dabei unverzichtbare Zwischenhalte!
Skulpturengarten – Zwischenspiel mit Ankerplatz
28.4. – 3.11.2024
Kunsthaus NRW
Abteigarten 6
D-52076 Aachen – Kornelimünster
Tel.: +49-2408-6492
Do – Sa 12 – 17 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.kunsthaus.nrw
KölnSkulptur #11
23.6.2024 – Sommer 2026
Skulpturenpark Köln
Riehler Straße (Haupteingang)
D-50668 Köln
Tel.: +49-221-33668860
Täglich 10:30 – 19 Uhr
Eintritt frei
www.skulpturenparkkoeln.de
Berta Fischer – Eduardo Paolozzi
27.7.2024 – 1.1.2025
Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstr. 12
D-42285 Wuppertal
Tel.: +49-202-47898120
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 9 €
www.skulpturenpark-waldfrieden.de
Junge Kunst 2024 / Alicja Kwade
Skulpturenpark Heidelberg
im Garten der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg
Schlierbacher Landstr. 200A
D-69118 Heidelberg
Tel.: +49-621-38021101
Täglich geöffnet
Eintritt frei
www.skulpturenpark-heidelberg.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthaus NRW
Erstveröffentlichung in kunst:art 98