Originell
Der Schweizer Künstler Ugo Rondinone überrascht mit seiner neuen Ausstellung in der Galerie Esther Schipper und präsentiert sich wahrscheinlich von seiner persönlichsten Seite. Zugleich ist es eine Schau, die sich einem akuten Problemen unserer Gesellschaft nähert: der Ernährung. Wir gehen alle ganz selbstverständlich in den Supermarkt, Discounter oder auf den Wochenmarkt, um uns mit den Waren einzudecken, die wir tagtäglich verzehren. Welcher Aufwand dahintersteckt, gerät im digitalen Zeitalter in den Hintergrund. Wir greifen ohne nachzudenken zu den Produkten in den Regalen. Was Landwirtschaft eigentlich bedeutet und wie viel Arbeit darin steckt, das macht Ugo Rondinone in Berlin sichtbar. Der für seine sehr eigenwilligen Skulpturen bekannte Künstler besinnt sich auf seine Vorfahren, die eng mit der Landwirtschaft verbunden waren. In der Tat, ohne die Bauern, die sich mit den Launen der Natur und des Wetters arrangieren müssen, wäre unser Tisch nicht reich gedeckt.
Der persönliche Bezug des Künstlers zu seinen Vorfahren stimmt nachdenklich, denn auf der einen Seite ist die Landwirtschaft bei ihm noch präsent und auf der anderen Seite wurde ihm der Weg zur Kunst nicht durch die Mistgabel verwehrt. Aber es ist jene Achtung des Künstlers gegenüber seinen Vorfahren, die eines eint, die Liebe zur Natur. Rondinones Alphabet der individuellen Landwirtschaft steht im krassen Widerspruch zur großflächig betriebenen Landwirtschaft, die nicht im Einklang mit den Bedürfnissen der Wildtiere steht.
Ugo Rondinone. the alphabet of my mothers and fathers
13.9. – 19.10.2024
Galerie Esther Schipper
Potsdamer Str. 81E
D-10785 Berlin
Tel.: +49-30-374433133
Di – Sa 11 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.estherschipper.com
Text: Nadja Naumann
Bild: Samuelis Baumgarte Galerie
Erstveröffentlichung in kunst:art 99