Hier hört die Haut
In Höhlen oder Tunnel hineinrufend, entdecken schon kleine Kinder die eigene Stimme als Klanginstrument: Das zurückgeworfene Echo lässt sie Räume ganz neu wahrnehmen. Überhaupt gibt es ja bekanntlich nichts, was nicht zu einem Instrument umfunktioniert werden kann – der Teller, der Türrahmen, das Papier. Zu einer Virtuosität der Klangerzeugung und dem Entdecken von kleinsten individuellen Empfindungen gelangt der Künstler Tarek Atouis (* 1980) in ganz ähnlicher Weise. Für ihn bilden Raum und klangerzeugendes Instrument eine Einheit. Er kreiert Soundscapes, experimentiert mit elektroakustischen Quellen und Synthesizern und entwickelt auch in Austausch mit Instrumentenbauern unterschiedlichster Kulturen klangerzeugende Mittel.
Wie sich Klang nicht nur im Ohr anhört, sondern auch auf der Haut, zeigt das Kunsthaus Bregenz mit einer Ausstellung, die nicht nur die Klanginstrumente des im Libanon geborenen Künstlers ausstellt, sondern ihn auch performativ auftreten lässt. Es ist damit die erste umfassende Schau zu den Arbeiten des in Frankreich lebenden Klangkünstlers. Die drei Stockwerke des vom Architekten Peter Zumthor gestalteten Hauses werden zu Aufführungsräumen – etwa eines „Windsammelgeräts“, das er speziell für Bregenz entwickelte. In Zusammenarbeit mit Gehörlosen ist wiederum die Installation „Organ Within“ entstanden, die sich an historischen Kirchenorgeln orientiert. Um Klänge, die in geografischen Landschaften ihren Ursprung haben, geht es in der Arbeit „Waters’ Witness“. Hier bilden Hafenstädte wie Athen oder Porto die Grundlage für das komponierte Klangbild.
Tarek Atoui
12.10.2024 – 12.1.2025
Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz
A-6900 Bregenz
Tel.: +43-5574-48594433
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 8 – 10 €
www.kunsthaus-bregenz.at
Text: Karolina Wróbel
Bild: Kunsthaus Bregenz
Erstveröffentlichung in kunst:art 100