Egon Schiele im Wiener Leopold Museum

28.3. – 13.7.2025 | Leopold Museum

Egon Schiele, Sitzende Frau mit hochgezogenem Knie, 1917
Egon Schiele, Sitzende Frau mit hochgezogenem Knie, 1917

Seltene Einblicke

Das Gemälde „Albert Paris von Gütersloh“, eine Leihgabe aus dem Minneapolis Institute of Art in Minnesota, ist unzweifelhaft einer der Höhepunkte in der Ausstellung im Wiener Leopold Museum, die die Jahre 1914 bis 1918 im künstlerischen Schaffen von Egon Schiele beleuchtet. Auffällig an dieser Arbeit ist nicht nur die Farbigkeit wie der in leuchtendem Orange gehaltene Hintergrund, sondern auch die aufgebracht erhobenen Hände des Porträtierten. Die Veränderungen im künstlerischen Ausdruck Egon Schieles nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges herauszuarbeiten, ist eines der erklärten Ziele der an der Ausstellung beteiligten Kuratorinnen Kerstin Jesse und Jane Kallir.

Anders als in den frühen Arbeiten des Expressionisten mit ihren erkennbar ausgemergelten und sehnigen Körpern, der zackigen Linienführung und den gedeckten Farben, werden die schwarzen Konturen nun ruhiger und organischer. Durch mehr Körperfülle erhalten die Protagonisten eine natürliche Ausstrahlung, wie man am Beispiel des Gemäldes „Sitzende Frau mit hochgezogenem Knie“ erkennen kann.

Das Leopold Museum beherbergt nicht nur die weltweit größte Schiele-Sammlung, sondern ist mit dem Schiele Dokumentationszentrum der Mittelpunkt für die Erforschung von Leben und Werk des 1890 im niederösterreichischen Tulln geborenen Künstlers. So hat man im Rahmen der Ausstellung erstmalig die Gelegenheit, das schwarz eingefasste Tagebuch von Schieles Gattin Edith vollständig zu lesen, dem die einsame junge Braut über Jahre hinweg ihre Gefühle und Gedanken anvertraute und das zu einem wichtigen Dokument der damaligen Zeit geworden ist.

Egon Schiele war nur wenige Tage nach der Vermählung zum Kriegsdienst einberufen worden, der ihn an verschiedene Orte führte. Für den Künstler bedeutete der Dienst, der ihn vom Malen abhielt, ein großes Unglück. In der wenigen Zeit, die ihm für die Kunst blieb, porträtierte er russische Kriegsgefangene, an deren Schicksal er voller Empathie teilnahm.

Die Ausstellung „Zeiten des Umbruchs. Egon Schieles letzte Jahre: 1914–1918“ bietet mit rund 120 Exponaten aus dem Sammlungsbestand des Leopold Museums sowie hochkarätigen Leihgaben aus dem In- und Ausland umfassende Einblicke in die Themen, die Schiele in den Jahren vor seinem frühen Tod im November 1918 bewegten und die er in seiner Kunst verarbeitete. Die insgesamt neun Bereiche der Ausstellung bieten wertvolle Einblicke in bislang weniger bekannte Details über Leben und Werk des Künstlers.

Egon Schiele. Zeiten des Umbruchs
28.3. – 13.7.2025
Leopold Museum
MuseumsQuartier
Museumsplatz 1
A-1070 Wien
Tel.: +43-1-525701555
Mo + Mi – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 17 €, erm. 14 €
www.leopoldmuseum.org