
Malerei mit vollem Körpereinsatz
Es sind oft unbeachtete Dinge des Alltags und aus der Natur, die Wolfgang Hollegha (1929–2023) als Motive für seine Malereien dienten, wie etwa Puppen, Holzstücke, Töpfe und Körbe. „Mit dem Finden beginnt die Arbeit“, sagte Hollegha und beschrieb jene Dinge als besonders anregend für seine Kunst, die auf bestimmte Weise ungewöhnlich sind. Alterungs- und Gebrauchsspuren an der Oberfläche konnten dabei genauso interessant sein wie Farben und Formen eines Objekts. Er betrachtete die Dinge lang, entdeckte dem Gegenstand immanente Bewegungen und abstrahierte sie. Zuerst zeichnerisch, dann auf seinen großformatigen Bildern. Auf der Leinwand ist schließlich kein Gegenstand mehr zu erkennen. Nur noch Farbe in Bewegung. „Wenn ich den Gegenstand, das Motiv, die Zusammenhänge wirklich verstanden habe, wenn der Schwung der richtige ist, dann erst kann ich das Bild malen“, so Hollegha. Die Entstehung eines Bildes ist vom bewussten Einsatz seines Körpers geprägt.
Das große Format seiner Arbeiten macht ausladende Bewegungen notwendig, zusätzlich bewegte er sich beim Malen um die am Boden liegende Leinwand. Dabei war Holleghas Malerei keine rein abstrakt-gestische, denn er wollte den Gegenstand nicht verschwinden lassen, sondern ihn mit seinen Mitteln in Malerei verwandeln. Auch wenn seine Werke oftmals keine Hinweise mehr auf das Objekthafte aufweisen, deuten sie auf einen Transformationsprozess hin. Hollegha hat so mit seinen Schüttungen ein koloristisches Werk ersten Ranges geschaffen.
Es gibt allerdings Unaussprechliches
4.4. – 2.11.2025
Neue Galerie Graz
Joanneumsviertel
A-8010 Graz
Tel.: +43-316-80179100
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 5,50 €
www.museum-joanneum.at
Text: Stefan Simon
Bild: Neue Galerie Graz
Erstveröffentlichung in kunst:art 103