von Agata Waleczek //
Ewig lockt die Natur den von Tempo, Lärm und Schmutz erschöpften Stadtmenschen. Das Bedürfnis, eskapistische Neigungen auszuleben, war im von Industrialisierung geprägten 19. Jahrhundert besonders groß. Für die Landschaftsmalerei bedeutete das einen Boom. Berliner Secessionskünstler wie Walter Leistikow (1865-1908) und Karl Hagemeister (1848-1933) verließen die Stadt, um in der Natur zu malen – und nahmen nebenbei Entwicklungen der Kunst des 20. Jahrhunderts vorweg.
Leistikows Darstellungen von Seen in und um Berlin sprühen vor Vitalität. „Seine Farben überwinden den Impressionismus und bereiten in ihrer Exzentrik den Expressionismus vor“, so Museumsdirektor und Kurator der Ausstellung Dr. Tobias Hoffmann. Das Spannende: Die energetische Ladung der vor Farbkontrasten leuchtenden Bilder ist von Mal zu Mal unterschiedlich. Während seine von romantischem Geist erfüllten Stimmungslandschaften wie die Grunewald-Bilder angenehme Emotionen transportieren, reizt die formale Aggression anderer Bilder das Auge des Betrachters. Hagemeisters Malerei wirkt auf den ersten Blick ruhiger. In seinen Naturstudien erforscht er das Potential von Monochromie und die Grenzen der Gegenständlichkeit. „Außerdem macht er die Farbe als Materie spürbar und thematisiert damit den Akt des Malens.“ (Tobias Hoffmann) Hagemeister tobt sich wie später die abstrakten Expressionisten mit Faust, Finger, Handballen, Spachtel und sogar Hasenpfoten auf der Leinwand aus. Die Ausstellung zeigt bis zum 28. Januar 2018 etwa 100 Landschaften der beiden Künstler.
Landschaft zwischen Impressionismus und Expressionismus
26.10.2017 – 28.1.2018, Bröhan-Museum
Schlossstr. 1a, D-14059 Berlin
Tel.: +49-30-32690600
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 5 €
www.broehan-museum.de
Text aus der kunst:art 58
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