von Stefan Simon //
Die Welt ist ein großes Theater. Max Beckmann (1884–1950) spielte darin die Rolle des Regisseurs, des Schauspielers und des Zuschauers und hatte somit eine Möglichkeit, das Weltgeschehen zu kommentieren und persönliche Erfahrungen zu verarbeiten. Mit seinen Varieté- und Jahrmarktkünstlern, Akrobaten, Clowns und Schauspielern stellte der Expressionist sein Schaffen in die Tradition des Barocks, die das Weltgeschehen als Spiel begreift, das auf eine dahinterliegende Macht verweist wie etwa in dem großartigen „Schauspieler“-Triptychon von 1941/42, das aus dem Kunstmuseum der Harvard-Universität im amerikanischen Cambridge ausgeliehen werden konnte.
Max Beckmanns Gemälde, Skulpturen und Druckgrafik zeigen oft Szenen, die auf oder hinter der Bühne spielen: zu sehen sind Varieté- oder Zirkusnummern, Schauspieler in der Garderobe oder Schausteller auf dem Jahrmarkt. Hinzu kommen Selbstporträts, in denen sich Beckmann selbstkritisch als Clown oder Artist präsentiert. Der Maler fühlte sich den Menschen als aufrichtiger Berichterstatter verpflichtet, als Zeitgenosse, der das Leben auf der Straße und der die gesellschaftlichen Gegensätze aufzeigen wollte. Ihm stellte sich die Frage nach der eigenen Souveränität, die in der Figur des Narren ihren Ausdruck findet. Mit dieser Fragestellung traf er den Nerv einer Generation, die das Ausgeliefertsein an das Schicksal erfahren hatte und der sich damit auch die Frage nach der Willensfreiheit stellte. Nicht allein Beckmanns Motive, auch Komposition und Malweise zeugen vom Zurschaustellen. Seine Bilder sind wie Guckkastenbühnen angelegt. In einem flachen Raum wölben sich Figuren und Gegenstände dem Betrachter entgegen. Je leuchtender die Farben, je freier die Malerei, desto flächiger und moderner sind seine Bilder.
Max Beckmann. Welttheater
bis zum 10.6.2018
Museum Barberini
Alter Markt
Humboldtstr. 5–6
D-14467 Potsdam
Tel.: +49-331-236014499
Mo + Mi – So 10 – 19 Uhr
Eintritt: 14 €, erm. 10 €
www.museum-barberini.com
Erstveröffentlichung in kunst:art 61
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