Abstrakte Lebensbahnen
In Abstufungen und Farbverschiebungen überführt der Maler Sean Scully (* 1945 in Dublin) das Sehen und Erleben seiner unmittelbaren Umwelt in geometrische Kompositionen. Mosaikartig fügen sich Farbblöcke zu den horizontalen und vertikalen Bändern einer Abstraktion, die von Lebenserfahrung und Empfindsamkeit durchwoben ist. So läutete das Œuvre dieses wegweisenden abstrakten Künstlers in der amerikanischen Kunst einen Paradigmenwechsel ein, vom Minimalismus hin zu einer emotionalen Form der Abstraktion, die über formale Untersuchungen hinausgeht und äußere Stimmungen, literarische Einflüsse und Beziehungen mit einschließt.
Neben seiner bekannten großformatigen Malerei bedient Scully sich auch mannigfaltiger weiterer Medien; im Ludwig Museum Koblenz sind nun in Dialog mit seinen Gemälden auch Aquarelle, Pastelle und Zeichnungen zu erleben sowie erstmals seine Schenkungen an das Museum, die eine Serie aus 50 Pigmentdrucken sowie eine 4,40 Meter hohe Skulptur aus Cortenstahl enthalten. Bemerkenswert ist zudem, dass neben seiner ikonischen Abstraktion auch zwei figurative Zyklen präsentiert sein werden, die unter anderem eine politische Seite offenbaren, da er den weitreichenden Waffengebrauch in den USA kritisch reflektiert. Vor allem rückt die Koblenzer Ausstellung „Géographies“ aber seine Interpretationen von Orten in den Mittelpunkt, die Sean Scully prägten: wo er lebte, arbeitete, besondere Inspiration erfuhr. New York, Barcelona, Marokko, Südfrankreich – abstrakt transferierte Lebensbahnen.
Sean Scully. Géographies
28.4. – 16.6.2024
Ludwig Museum Koblenz
Esther-Bejarano-Str. 1
am Deutschen Eck
D-56068 Koblenz
Tel.: +49-261-1292406
Di – Sa 10:30 – 17 Uhr, So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.ludwigmuseum.org
Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Ludwig Museum Koblenz
Erstveröffentlichung in kunst:art 97