Provenienzforschung
Man kann Bilder einfach an die Wand hängen. Oder man kann mit Bildern spannende Geschichten erzählen und so Geschichte fassbar machen, wie man es nun im Buchheim Museum erleben kann. Aber wo fängt man an zu recherchieren? Die Herkunft der rund 200 Zeichnungen und Aquarelle von Brücke-Künstlern in der Sammlung Buchheim steht im Fokus der Studioausstellung. Die Präsentation der Klassiker der Moderne, die zugleich Provenienzforschungsprojekt ist, versucht, die Eigentümer jedes Blattes bis zu dem Tag zurückzuverfolgen, an dem es das Atelier des Künstlers verlassen hat. Den Schwerpunkt bilden dabei die Besitzerwechsel im Zeitraum von 1933 bis 1945, denn bei der Provenienzforschung geht es darum, NS-Raubkunst zu finden und an die Nachfahren der rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben.
Teil der Arbeit ist auch die Dokumentation der Recherchen und die Einstufung für jedes einzelne Werk in das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste vorgeschlagene Ampelsystem zur Identifizierung von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Als Expressionismus-Sammler hatte Lothar-Günther Buchheim den Wert expressionistischer Kunst früh erkannt und in der jungen Bundesrepublik Meisterwerke oft günstig erwerben können. Aber die Schau ist weitaus mehr. Zum ersten Mal wurden die Kataloge aus der Privatbibliothek des Ehepaares Buchheim ausgewertet. Als Entdeckung gilt ein Verzeichnis des Frankfurter Kunsthauses L. G. Buchheim. Es belegt Buchheims Tätigkeit als offizieller Händler in den Nachkriegsjahren.
Lothar-Günther Buchheim und der Kunstmarkt
bis zum 16.6.2024
Buchheim Museum
Am Hirschgarten 1
D-82347 Bernried
Tel.: +49-8158-997043
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 13 €, erm. 6,50 – 12 €
www.buchheimmuseum.de
Text: Stefan Simon
Bild: Buchheim Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 97