Kiki Kogelnik im Kunsthaus Zürich

22.03. - 14.07.2024 | Kunsthaus Zürich

Kiki Kogelnik, Desire, 1979

Pop und Politik

Zwei im Stehen innig aneinandergeschmiegte Liebende, unübersehbar erotische Konnotationen – nur, dass es sich hier keineswegs um ein menschliches Paar handelt, sondern um zwei Fliegerbomben … „Bombs in Love“ (1964) ist eine – darf man hier sagen: lebensgroße? – Plastik von Kiki Kogelnik (1935–1997), die das Schaffen dieser bis heute wohl unterschätzten Pionierin des Europop auf den Punkt bringt: provokativ und frech, aber gleichzeitig oft ansteckend witzig!

Das Kunsthaus Zürich bringt die erste Retrospektive der österreichischen Künstlerin, die sich zunächst, noch in Wien, in abstrakter expressionistischer Malerei versuchte, bevor sie 1962 mit dem Umzug nach New York in die pulsierende Herzkammer der damals jungen Pop Art gelangte. Dort öffnete sich ein ganzer Kosmos neuer, aus dem kommerziellen Arsenal stammender Materialien wie Vinyl oder der Airbrush-Technik. Kogelnik griff in überschäumender Kreativität zu und verwendete auch gern die damals angesagten Riesenformate. Aber ihre ureigene Innovation war stets ein Blick, der sich wahrnehmbar von dem der männlichen Kollegen unterschied. Ihre Aufmerksamkeit für Geschlechterrollen und weibliche Identität nahm heutige Fragestellungen vorweg, wie auch das frühe Interesse an Robotik der Zeit voraus war. Die Zürcher Hauskuratorin Cathérine Hug (mit dem Kunstforum Wien) versammelt in ihrer Ausstellung rund 150 Werke einer faszinierenden Künstlerin, die nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Denken anregen können.

Kiki Kogelnik. Retrospektive
bis zum 14.7.2024
Kunsthaus Zürich
Heimplatz
CH-8001 Zürich
Tel.: +41-44-2538484
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 24 CHF, erm. 17 CHF
www.kunsthaus.ch

Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthaus Zürich
Erstveröffentlichung in kunst:art 97