
Komik ist Tragik in Spiegelschrift
Man kommt nicht umhin, an die verrückte, der Logik trotzende und doch so fröhlich reale Welt des 1865
erschienenen Kinderbuchs „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll zu denken, wenn man auf die Werke
des 1978 im ehemaligen Ost-Berlin geborenen Moritz Schleime trifft. Seine Arbeiten sind Narrative,
erzählen vom verfluchten Leben – Verlust, Schmerz, Trennung, Liebe und Tod –, lassen uns durch seine
farbenfroh geschaffene Welt aber mit Ironie und auch hoffnungsvoll auf diese Themen blicken. Die
Ambivalenz aus Tristesse und Grauen sowie Frohsinn und Lebensmut seiner Gemälde zeigt sich in
einem zwischen Idylle und Albtraum changierenden Strudel. Persönliche wie kollektive Schattenseiten
unseres Daseins, Fragen und Suchen – nicht zwangsläufig Finden – von Existenziellem wie Liebe oder
Vergänglichkeit, spielen stets eine Rolle in den Werken Schleimes, der 2005 seinen
Meisterschülerabschluss an der Weißensee Kunsthochschule Berlin bei Prof. Hanns Schimansky, Prof.
Werner Liebmann und Prof. Katharina Grosse machte.
Kunsthistorische Reminiszenzen – etwa an die Romantik, den Impressionismus oder aktuelle
Strömungen der Leipziger Schule –, aufgepeppt mit seinem eigenen grell-bunten Kosmos, flankiert durch
Einflüsse aus Musik oder Computerspielen, (ver-)führen in einen vielschichti-gen Sog an abgründig wie
humorvollen Erzählsträngen. Gleichermaßen dystopisch wie nos-talgisch sind seine Werke als Sinnbilder
– nicht schockierend und gewaltsam, sondern als knallige und gleichsam stille Kontemplation, als
memento mori – angelegt.
Moritz Schleime
12.7. – 10.8.2024
Galerie Thomas Fuchs
Reinsburgstr. 68A
D-70178 Stuttgart
Tel.: +49-711-93342415
Mi – Fr 13 – 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr
Eintritt frei
www.galeriefuchs.de
Text: Dr. Denise Susnja
Bild: Galerie Thomas Fuchs
Erstveröffentlichung in kunst:art 98