Kontemplationen des Zeitlichen
Der ganze Tumult der bewegten Bilderwelt: Dem allem hält ein einziges Stillleben von Till Warwas stand.
Es ist hingemalt wie das Gedicht „Anemone“, die der Dichter Gottfried Benn dem Menschen „schweigend
hingesät“ hat. Denn dem Bleiben setzen diese Stillleben in ihrer sinnlichen Präsenz ein Denkmal. Diese
Bilder zeigen etwas, aber sie verbergen auch etwas. Sie sind dunkel und hell zugleich. Sie halten etwas
fest und rücken es uns nun in der Kabinettausstellung im Schloss Ahrensburg ins rechte Licht. Die
Gemälde von Till Warwas, allemal die Stillleben, aber auch die gezeigten Landschaften, sind stets
Kontemplationen des Zeitlichen. Sie bergen Stimmungen, Licht und Schatten, Düfte und Witterungen.
Till Warwas sammelt und bewahrt die Zeit in seinen Bildern für den Betrachter auf. Sophia Wiesemann
bezeichnete Warwas, der zum festen Kern der Künstlergruppe Norddeutsche Realisten gehört, als
„einen malenden Alchemisten“. In seinen Bildern nimmt er uns an den Ort mit, an dem er gearbeitet hat,
und gibt uns das Gefühl, als hätte man selbst Stunden dort verbracht, den Wind gespürt, die
Veränderungen des Himmels beobachtet und sich mit dieser Landschaft verbunden. Sind die
Landschaftsannäherungen stets das Resultat eines komplexen Zusammenspiels beinflussbarer wie nicht
beeinflussbarer Faktoren, überlässt Warwas bei den Stillleben nichts dem Zufall. Till Warwas: „In der
Landschaft kann ich mich in jede Richtung drehen, immer habe ich einen Raum; beim Stillleben muss ich
ihn erst erfinden“.
Till Warwas. Vorstellung und Wirklichkeit
bis zum 31.10.2024
Stiftung Schloss Ahrensburg
Lübecker Str. 1
D-22926 Ahrensburg
Tel.: +49-4102-42510
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 9 €, erm. 6 €
www.schloss-ahrensburg.de
Text: Stefan Simon
Bild: Stiftung Schloss Ahrensburg
Erstveröffentlichung in kunst:art 98