Nacht der Lichtkunst und das Schauwerk Sindelfingen

James Turrell, Floater 99, o.J.

Faszination Lichtkunst in den unterschiedlichsten Facetten

Viele Künstler sind fasziniert von Licht und nutzen es als Material in ihren Werken. Die physikalischen, vor allem aber die metaphysischen Eigenschaften des Lichts ermöglichen neue Seh- und Raumerfahrungen. Vielfältige Erfahrungen, die die Künstler bei der mittlerweile 7. Nacht der Lichtkunst in der Hellweg-Region mit dem Publikum teilen. Lichtreisen, Events und offene Spielstätten gibt es im östlichen Ruhrgebiet an gleich drei Abenden des 25. bis 27. Oktober. Damit eröffnet das Netzwerk „HELLWEG – ein LICHTWEG“ die Möglichkeit, verschiedene Programmpunkte und Veranstaltungsorte zu besuchen. „Der Reiz der 7. Nacht der Lichtkunst liegt auch darin, sich nicht für ein Highlight entscheiden zu müssen, sondern mehrere kombinieren zu können“, sagt Sigrun Krauß, die Geschäftsführerin des Trägervereins „HELLWEG – ein LICHTWEG“. Das Angebot ist überaus umfangreich: Auf der Außenfassade des Hauptbahnhofs Hamm inszeniert beispielsweise der Künstler Gregor Eisenmann sein Video-Mapping „Wegpunkt“. Kontrastierend zu den vielen fest installierten Objekten im öffentlichen Raum, setzt die Nacht der Lichtkunst auch auf Bewegung. Während des Wochenendes ist etwa die kinetische Schau der „RaumZeitPiraten“ im Stadtmuseum Bergkamen zu sehen. Das Künstler-Kollektiv macht ausgediente Laborgeräte mobil und erschafft dabei mit besonderen Licht-Effekten und Geräuschen ein Raumerlebnis, das es auch in der fast 1.000 Jahre alten Dorfkirche in Soest-Meiningsen zu erleben gibt. Ein Anziehungspunkt ist „Das Zentrum für Internationale Lichtkunst“ in der Kreisstadt Unna. In den Gewölbekellern ist während der drei Nächte auch die Wechselausstellung „RADIANT“ zu sehen, die mit digital-kinetischen und audiovisuellen Mitteln die Grenzen zwischen Licht, Kunst und Technologie verschwimmen lässt.

Hochkarätiges im Bereich Lichtkunst gibt es im Süden der Republik bereits seit Juli im „SCHAUWERK Sindelfingen“ zu sehen. Die Ausstellung „NEON, LED & CO.“ gibt einen soliden Überblick über die Entwicklungen der Lichtkunst der vergangenen 60 Jahre. Gezeigt werden rund zwanzig Werke von Künstlern aus der Sammlung Schaufler wie John M Armleder, Tracey Emin, Dan Flavin, Jeppe Hein, Brigitte Kowanz und Otto Piene. Licht erscheint je nach Quelle kalt oder warm, hart oder weich. Es strahlt weiß oder in bunten Farben, ist bewegt oder statisch. Das immaterielle Medium findet in Form von Glüh- und Leuchtstofflampen oder Neonröhren, glimmenden LEDs oder leistungsstarken Scheinwerfern Einzug in die Kunst. Für die Anfänge der Gattung in den 1960er-Jahren stehen zwei Exponate von Dan Flavin, dem Pionier der Lichtkunst. Er montierte handelsübliche Leuchtstoffröhren im 45-Grad-Winkel an die Wand und erklärte sie zur Kunst. Zur gleichen Zeit experimentierten die ZERO-Künstler Otto Piene und Günther Uecker mit Licht und Schatten. Strenge Reduktion und Klarheit kennzeichnet die im Raum schwebende Arbeit „Light Steps“ von Brigitte Kowanz. Ein weiterer Pionier der Lichtkunst ist François Morellet. Seine Werke sind geprägt von Ordnungssystemen und geometrischen Strukturen in Verbindung mit dem Zufall als Kompositionsprinzip.

Stefan Simon weiß als Kunsthistoriker, dass es immer auch auf die Perspektive ankommt.

7. Nacht der Lichtkunst
25. – 27.10.2024
Hellweg – ein Lichtweg
Kreisstadt Unna Kulturbüro
Tel.: +49-2303-1034100
Programm unter
www.hellweg-ein-lichtweg.de

Schaufler Lab@Schauwerk. Kunst trifft Wissenschaft
22.9.2024 – 27.4.2025
Schauwerk Sindelfingen
Eschenbrünnlestr. 15
D-71065 Sindelfingen
Tel.: +49-7031-9324900
Mi – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 5 €
www.schauwerk-sindelfingen.de

Text: Stefan Simon
Erstveröffentlichung in kunst:art 99