
Als Gesamtkunstwerk
Schnörkelig sind sie wirklich nicht. Die konstruktivistisch wirkenden Arbeiten von Claudia Wieser werden viel eher mit Wassily Kandinsky in Verbindung gebracht. Dass der Ausstellung in Basel der Titel „Barock“ gegeben wurde, muss also andere Gründe haben. Was an Wiesers Arbeit viel mehr an die Epoche des Barock erinnert, ist die Verknüpfung verschiedener Ebenen, die heute weit mehr als getrennt wahrgenommen werden als im 17. oder 18. Jahrhundert. Design gehörte in jener Epoche zur Kunst, wie Kunst Teil des Designs von Mode, Möbeln und Gebäuden war. Claudia Wieser interessiert sich für ganz ähnliche Schnittpunkte, was sich in ihrer Biografie – vor dem Studium der Bildenden Künste lernte sie das Handwerk der Kunstschmiedin – ebenso wie in ihrer Auswahl der Materialien zeigt. Kacheln und Keramik sind in der Ausstellung präsent, die Werke erscheinen nicht auf einer Leinwand, sondern im Raum. Manche erinnern in ihrer Form an Vasen, andere nehmen eine Gestalt wie ein aus Kacheln manifestierter Konstruktivismus an.
Die Zeichnung ist ihr dennoch nicht fremd, auch dieses Medium hat ganz in barockem Verständnis seinen Platz neben allen anderen Manifestationen von Kunst. Rund wird das Konzept im Setting, das für die Ausstellung gewählt wurde. Es ist ein Bistro, in dem bei Berlinern und Sekt die Kunst von Claudia Wieser in Basel genossen werden darf. So erschließt sich der Titel im Erlebnis als Gesamtkunstwerk wohl noch mehr als in der Betrachtung der einzelnen Elemente.
Claudia Wieser. Barock
30.8. – 19.10.2024
Galerie von Bartha
Kannenfeldplatz 6
CH-4056 Basel
Tel.: +41-61-3221000
Di – Fr 14 – 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr
Eintritt frei
www.vonbartha.com
Text: Christian Hofmann
Bild: Galerie von Bartha
Erstveröffentlichung in kunst:art 99