Wolle, Schlagzeug, Eumel
Was ist das nur: ein aus der Form geratener Teppich, der an der Wand hängt? Eine überdimensionale Maske? Ein abgezogenes Tierfell? Dies sind nur einige der Fragen, die sich dem verblüfften Besucher stellen im Haus Coburg, der feinen alten Stadtvilla am Rand von Delmenhorst, Residenz der Städtischen Galerie. Denn die aktuelle Ausstellung „The Cast“, also die Besetzung (eines Films etwa), bringt zwei Positionen zusammen, die zwar eigentlich wenig miteinander zu tun haben, aber sich mit gleicher Entschlossenheit zwischen alle möglichen Genres werfen. Die eingangs angedeuteten Werke sind Arbeiten der deutsch-französischen Künstlerin Caroline Achaintre (* 1969), die Tapisserie, Malerei und Keramik zusammenbringt. Die Atmosphäre wabert irgendwo zwischen ethnologischer Sammlung, alemannischem Fastnachtsbrauch und Science-Fiction der gruseligen Sorte, gewürzt mit einem Hauch Expressionismus.
Noch wilder geht es zu bei Raphael Sbrzesny (* 1985). Der hat unter anderem Bildhauerei studiert, aber eben auch Neue Musik, Schlagzeug und Theater: Kein Wunder also, dass für ihn Skulptur nur performativ gedacht werden kann. Tragbare Körper, die in der spielerischen Aktion zum Instrument werden, sind nur ein Beispiel für dieses multimediale Konzept irgendwo zwischen Performance, Klanginstallation, Skulptur und eigenen Texten. Zu den vom Künstler entwickelten Spielfiguren gehört bekanntes Personal wie etwa der König, aber auch ziemlich rätselhafte Wesen wie der Eumel.
The Cast. Caroline Achaintre | Raphael Sbrzesny
14.9.2024 – 12.1.2025
Städtische Galerie Delmenhorst
Haus Coburg
Fischstr. 30
D-27749 Delmenhorst
Tel.: +49-4221-14132
Di – So 11 – 17 Uhr, Do 11 – 20 Uhr
Eintritt: 4,50 €, erm. 3,50 €
www.hauscoburg.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Städtische Galerie Delmenhorst
Erstveröffentlichung in kunst:art 99