Jetzt mal ganz grundsätzlich
Jubiläen sind beliebte Anlässe für Jubelchöre – manchmal aber auch für (selbst-)kritische Fragen. Und eben diese letzteren stellt sich heuer die Stadtgalerie Kiel. Das Ausstellungshaus für moderne Kunst in der Stadt an der Förde öffnete vor 25 Jahren: Aus dem Umbau der ehemaligen Hauptpost entstanden in bester Zentrumslage auf etwa 1.200 Quadratmetern lichterfüllte Ausstellungsräume, die in der Folge zum Schauplatz einer regen Ausstellungsarbeit wurden. Diese widmete sich, neben der Pflege regionaler Positionen, vor allem engagiert und unter verschiedensten Fragestellungen der Kunst aus dem baltischen Raum; aus den Disziplinen Malerei, Skulptur, Fotografie und Video gab es schwerpunktmäßig jüngere Kunst zu sehen.
Jetzt aber wird unter dem doppeldeutigen Slogan „Ein Funke im System“ eben dieser (Ausstellungs-)betrieb auf den Prüfstand gestellt. Die Prüfer rufen auf zu „Revision, Perturbation und
Selbstdestruktion“. Oder konstatieren sie diese nur? Jedenfalls geht es um die spezifischen Merkmale (und impliziten, aber verborgenen Ordnungsstrukturen), die etwa ein Kunstmuseum unterscheiden von
einem Supermarkt oder anderen gesellschaftlichen Strukturen. Welche komplexen Netzwerke wirken hier, welche Interessen werden bedient? Denn „bewusste Reflektion und Prüfung von Merkmalen und Bedingungen, die aktive systemgerechte Störung, Zerlegung, Analyse und Sichtbarmachung von Routinen und Potenzial finden nicht alltäglich statt“, so konstatiert der Pressetext des Hauses kritisch. Na, dann.
Ein Funke im System. Revision, Perturbation, Selbstdekonstruktion
7.12.2024 – Februar 2025
Stadtgalerie Kiel
Andreas-Gayk-Str. 31
D-24103 Kiel
Tel.: +49-431-9013400
Di – Fr 10 – 17 Uhr, Do 10 – 19 Uhr, Sa + So 11 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.kiel.de/stadtgalerie
Text: Dieter Begemann
Bild: Stadtgalerie Kiel
Erstveröffentlichung in kunst:art 101