Das Museum Diether Kunerth feiert zehnjähriges Jubiläum

26.10.2024 – 4.5.2025 | Museum für zeitgenössische Kunst - Diether Kunerth

Diether Kunerth, Saint Remy, 1970

Von der Papiertüte bis hin zu verhüllten Gebäuden

Elvira Bach lässt ihre Protagonistinnen selbstbewusst auftreten: Mal setzt sie sie mit einer überdimensionalen Flamingoblume provokant in Szene, mal lässt sie sie ausgelassen im Großstadtlokal tanzen. Eine Handschrift, die sofort erkannt wird. Einen hohen Wiedererkennungswert haben auch die Interventionen in den öffentlichen Raum, die umhüllten Gebäude des legendären Künstlerpaares Jeanne Claude und Christo. Wolfgang Volz hat als langjähriger Begleiter die spektakulären Projekte wie etwa die knallgelben Stege im „Lago d’Iseo“ oder den verpackten „Arc de Triomphe“ des Künstlerpaares in seinen großformatigen Fotografien gekonnt festgehalten. Zu sehen sind diese beiden markanten künstlerischen Positionen nun im Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth im Rahmen der großen Jubiläumsausstellung.

Gleichermaßen bilden diese malerischen wie fotografischen Pole den äußeren Rahmen, in dem ein Jahrzehnt Museumsgeschichte bildhaft gefeiert wird. Es gibt in Ottobeuren ein Wiedersehen mit allen künstlerischen Positionen, die in den vergangen zehn Jahren vorgestellt wurden. Eine Jubiläumsausstellung bedeutet auch einen Rückblick. Bespielte Diether Kunerth, der Stifter und Namensgeber, bei den ersten beiden Ausstellungen „Ägypten“ und „Das Gesicht“ das ganze Haus mit seinen nahezu 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, so wird seit der dritten Ausstellung eine neue Strategie verfolgt.

Erste Gastkünstlerin war Elvira Bach. Ihr folgten Silvio Catani (Rovereto), Sabina Bockemühl (Murnau), Wilhelm Holderied (München), Dieter Rehm (Memmingen, München), Helmut Kand (Wien), Jost Heyder (Erfurt) und Miriam Vlaming (Berlin), Georgios Nilo (München), Markus Lüpertz (Berlin), Friedrich Hechelmann (Isny), Philpp Reisacher (Ottobeuren). Ein Wiedersehen gibt es aber auch mit den bunten Papiertüten. Sie sind aus dem Werk des Malers und Zeichners Thitz nicht wegzudenken. Das Packpapier der Tüte wird zum Malgrund oder auf die Leinwand eingearbeitet, mal offensichtlich, mal versteckt, oft schaut auch der Henkel einer Papiertüte über die Leinwand hinaus. Aber immer zeigt er uns in seinen Bildern die Welt, wie er sie sieht, vor allem zeigt er uns Menschen fröhlich, friedlich, farbenfroh. In seinen Bildern lässt sich auf jeden Fall viel entdecken.

In die Welt der Prominenten nimmt uns die Pressefotografin Barbara Klemm mit. Ein Stück Zeitgeschichte ist die eindrucksvolle Schwarzweißaufnahme des großen Regisseurs Alfred Hitchcock von 1972. Eine Entdeckung sind auch die Arbeiten des Berliner Künstlers Stephan Hann. Der Ursprung der Arbeiten liegt im Material. Materialien des Alltags, insbesondere des Konsums, reißt er aus ihrem gewohnten Bezugsrahmen und setzt sie in neuen Kontexten – an der Wand oder am menschlichen Körper – skulptural in Szene. Stephan Hanns besonderes Interesse wecken Umhüllungen, Verpackungen, das Äußere von Produkten, all das, was zum Kauf verführt und nach dem Moment der Aneignung zumeist gleichgültig entsorgt wird. Das waren nur einige Positionen von 18 künstlerischen Standpunkten, die nun zum Besuch der absolut sehenswerten Jubiläumsausstellung einladen.

Stefan Simon weiß als Kunsthistoriker, dass es immer auch auf die Perspektive ankommt.

10 Jahre Museum
26.10.2024 – 4.5.2025
Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth
Marktplatz 14a
D-87724 Ottobeuren
Tel.: +49-8332-7969890
Do + Fr 11 – 16 Uhr, Sa + So 12 – 17 Uhr
www.mzk-diku.de

Text: Stefan Simon
Bild: Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth
Erstveröffentlichung in kunst:art 100