
Ist Macht poetisch?
Das Kunsthaus Graz knackt jetzt ganz dicke Nüsse: Im Universalmuseum Joanneum (wir erinnern uns, das mit der seinerzeit so polarisierenden Blob-Architektur) fragt man mit dem jüngsten Ausstellungsprojekt nach den „Poetics of Power“. Es gehe hier darum, so das theoriemächtige Programm „Machtmanifestationen aufzudecken, die in Symbolen, Gesten und bestehenden unhinterfragten Beziehungen und Systemen verborgen sind.“ Und weiter soll die „komplizierte und mehrdeutige Natur der Macht“ verdeutlicht werden, die „bei der Gestaltung zwischenmenschlicher und wirtschaftlicher Dynamiken allgegenwärtig und ständig reproduzierbar ist“.
Hierbei und zur weiterführenden Erforschung der „poetischen Natur der Macht“ dienen als Beleg internationale Kunstpositionen, bei denen es interdisziplinär um „Themen wie Krieg, Flucht, Verbrechen, Menschlichkeit, Geschlecht, Kinder, Mobilität und Grenzen“ geht. Bei dieser künstlerischen Befragung der Macht assistiert in der Grazer „Ausstellungsmaschine“ ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm: Ein „kontextueller Ansatz der Kunstgeschichte“ soll hier einer längst überfälligen „Neuinterpretation der Moderne und ihrer epistemischen Gewalt“ auf die Sprünge helfen, das Ganze selbstverständlich „jenseits eurozentrischer Beschränkungen.“ Zumindest ist das Disziplinen und Gattungen verknüpfende originelle Kunsthaus als Medium der Vermittlung und Interaktion der rechte Ort für diese womöglich nicht so einfach zu beantwortenden Fragen.
Poetics of Power
15.11.2024 – 25.5.2025
Kunsthaus Graz
Lendkai 1
A-8020 Graz
Tel.: +43-316-80179200
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 5,50 €
www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthaus Graz
Erstveröffentlichung in kunst:art 100