Otto Dix trifft erstmals auf Adolf Dietrich

5.4. – 17.8.2025 | Museum zu Allerheiligen

Otto Dix, Matrosenbraut, 1921
Otto Dix, Matrosenbraut, 1921

Neue Sachlichkeit im Doppelpack

Sie lebten beide am Bodensee und trafen sich wahrscheinlich nie: Otto Dix (1891–1969) und Adolf Dietrich (1877–1957). Der Schweizer Künstler blieb seinem Geburtsort Berlingen im Kanton Thurgau ein Leben lang verbunden. Eine Bodenständigkeit, die sein Werk prägte. Der deutsche Künstler siedelte sich ab Mitte der 1930er-Jahre in Hemmenhofen auf der deutschen Seite des Sees an. Er gehörte zu den ersten Kunstprofessoren, die von den Nationalsozialisten entlassen wurden.
Bisher gab es noch keine Ausstellung, die die beiden Künstler, die sich der Neuen Sachlichkeit verschrieben, gegenüberstellte. Drei Kilometer Luftlinie trennten sie am Bodensee voneinander.

Otto Dix, in Untermhaus bei Gera geboren, erlebte die Grausamkeiten des Ersten Weltkrieges als Reservist und die selbst am eigenen Leib erlebte Zerstörung, Leid und Tod sollten sein Werk stets begleiten. Der künstlerischen Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Dresden folgte 1922 der Umzug nach Düsseldorf. 1925 führte ihn der berufliche Weg nach Berlin. Als er 1927 zum Professor in Dresden berufen wurde, war er als Maler etabliert. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erfolgte 1933 die Entlassung. Im Zweiten Weltkrieg wurde Dix 1945 zum Volkssturm eingezogen und geriet in französische Gefangenschaft. Dort konnte er, nachdem festgestellt worden war, wer er war, im Lager als Künstler arbeiten und wurde 1946 entlassen. Nach dem Krieg unterhielt er ein Atelier in Dresden.

Ganz anders hingegen verlief der Lebensweg von Adolf Dietrich, der in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs und dem der Weg zu einer künstlerischen Ausbildung verwehrt blieb, weil die Familie arm war. Er arbeitete in einer Trikotfabrik und später daheim als Maschinenstricker. In der freien Zeit zeichnete er vor allem in der Natur und Tiere. Seine erste Ausstellung hatte er 1913 in Konstanz. Nach dem Tod der Mutter 1903 starb 1918 der Vater. Der Verlust machte dem Künstler stark zu schaffen, davon erholte er sich nur allmählich. Der Kunsthändler Herbert Tannenbaum entdeckte Dietrich und verschaffte ihm Ausstellungen in Deutschland. In der Schweiz war dies schwieriger, aber Tannenbaum gelang dieses Kunststück. Ab 1924 konnte der Künstler von seinen Arbeiten leben. Richtig Fahrt nahm die Nachfrage nach seinen Bildern ab 1942 auf. Gewitzt wie er war, kopierte er die eigenen Bilder mehrfach. Sie waren ja trotzdem ein Original von ihm.

So unterschiedlich beider Werdegang war, so einte die beiden Künstler doch eines: die Freude am künstlerischen Schaffen. Gefunden haben beide den eigenen Weg zur Kunst. Dix mit seinem kraftvollen, teils mahnenden Stil, das Erlebte verarbeitend. Dietrich hingegen ruhig, bisweilen lyrisch. Die Kraft für das Malen aus der Natur schöpfend.
In Schaffhausen begegnen sich die Werke der beiden Maler in einem Dialog. Rund hundert Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken aus dem eigenen Bestand des Museums sowie Leihgaben aus 17 Museums- und Privatsammlungen der Schweiz und Deutschland werden gezeigt.

Nadja Naumann ist von der Neuen Sachlichkeit begeistert und schätzt an der Kunstrichtung die Vielfalt der Ausdrucksweise.

Otto Dix – Adolf Dietrich. Zwei Maler am Bodensee
5.4. – 17.8.2025
Museum zu Allerheiligen
Klosterstr. 16
CH-8200 Schaffhausen
Tel.: +41-52-6330777
Di – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 15 CHF, erm. 10 CHF
www.allerheiligen.ch