Frida Orupabo im Sprengel Museum Hannover

5.4. – 20.7.2025 | Sprengel Museum Hannover

Frida Orupabo, Sandwoman, 2022

Radikal und bitter nötig

Der diesjährige „SPECTRUM. Internationaler Preis für Fotografie“ ging an die 1986 in Sarpsborg geborene, heute in Oslo lebende Künstlerin Frida Orupabo. Neben dem Preisgeld geht mit der Auszeichnung auch eine Ausstellung sowie eine begleitende Publikation einher. Die große Werkschau mit 32 Arbeiten aus den Jahren 2018 bis 2024 ist nun im Sprengel Museum zu sehen. Sexismus, Rassismus und Kolonialgeschichte sind jene Oberbegriffe, mit denen sich Frida Orupabo befasst. Sie befragt Geschlechter- und tradierte Machtrollen, entschlüsselt Fragen von Identitäten und rückt den Schwarzen Körper in den Fokus. In ihren digitalen sowie dreidimensionalen Collagen geht die Norwegerin, deren Vater aus Nigeria stammt, eben auch ihrer eigenen Identitätsfindung nach – wuchs sie schließlich als Mädchen mit dunkler Haut in einer vornehmlich weißen Gesellschaft auf.

Wie zerpflückte Puppen, denen man wenig Beachtung geschenkt oder gar Gewalt angetan hat, wirken die Bildnisse ihrer schwarzen Frauen. Die gewaltsamen Manipulationen am Material – sie nutzt historische Fotografien der Kolonialzeit für ihre Collagen – führen zu bis ins Unermessliche gesteigerte deformierten Körpern, deren visuelles Zeugnis nahezu schmerzhaft ist. Ihre Kunst schockiert, wirkt brutal, bedrohlich und surreal, erscheint ihrerseits als gewaltsam, obwohl ihr keine Darbietung von Gewaltvorgängen innewohnt. Durch radikale wie scharfsinnige Auseinandersetzungen wirkt ihr Schaffen wie ein bis ins Mark erschütternder Schrei nach Aufklärung und Gerechtigkeit – bitte mehr davon!

Frida Orupabo
5.4. – 20.7.2025
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
D-30169 Hannover
Tel.: +49-511-16843875
Di 10 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 4 €
www.sprengel-museum.de

Text: Dr. Denise Susnja
Bild: Sprengel Museum Hannover
Erstveröffentlichung in kunst:art 103