von Sabine Scheltwort //
Als der 1953 in Leipzig geborene Johannes Heisig 1996 erstmals in Aschaffenburg ausstellte, da schien die Welt zum ersten Mal seit Langem einigermaßen in Ordnung zu sein. Die kalte Trennung zwischen Ost und West war aufgehoben, die Wiedervereinigung Deutschlands lag nur wenige Jahre zurück, der Name Osama Bin Laden war der Öffentlichkeit nicht bekannt, und es wurde sogar über das vermeintliche „Ende der Geschichte“ fabuliert. „Klimawechsel“ heißt Heisigs jetzige Ausstellung. Der Sohn des Malers Bernhard Heisig hatte sich nur kurz an einem Biologie-Studium versucht und sich dann doch für die Kunst entschieden, die bei ihm stets geprägt ist vom Bewusstsein der reichen kunsthistorischen Tradition und christlicher Archetypen.
In der Jesuitenkirche ist nun an zentraler Stelle vor der Apsis das gewaltige Triptychon „Be Berlin oder die einende Kraft der Musik“ zu sehen, das von seinen Ausmaßen her eher untypisch für Heisig ist. Er malte es 2009/2011 – eine Ode an die Freiheit und den Fall der Mauer. Im Zentrum steht ein Saxophon-Spieler, der bewusst weder rechts noch links einzuordnen ist. Rechts von ihm spielt ein Mann – Rostropovich – Cello, zwischen beiden ist eine Dreiergruppe aus John F. Kennedy, Willy Brandt und Konrad Adenauer auszumachen, links erinnert ein Schlagzeug-Spieler mit Gasmaske an die furchtbare Vergangenheit. Schon allein dieses vielschichtige Werk mit seinem heftigen pastosen Farbauftrag lohnt die Reise nach Aschaffenburg, wo auch Heisigs Überarbeitungen „Caritas/Das Lager“ (1992/2005) und „Das Floß/Land in Sicht“ (1992/2011) zu entdecken sind.
Text aus der kunst:art 56
Johannes Heisig. Klimawechsel
1.7. – 26.11.2017, Kunsthalle Jesuitenkirche
Pfaffengasse 26, D-63739 Aschaffenburg
Tel.: +49-6021-218698
Di 14 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4,50 €
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